Anstelle von Diskriminierung, Erziehung und Unterstützung. Mit diesem Rezept gewann gestern (16.12.) das Projekt zur Resozialisierung jugendlicher Strafgefangener, welches zirka 70 junge Straftäter im Munizip von Jabotão dos Guararapes (Bundesstaat Pernambuco) betrifft, in der Landeshauptstadt Brasília den Preis “Innovare“ (Erneuerung), in der Kategorie “Prêmio Especial“ (Spezial-Preis).
In einem Wettbewerb mit weiteren 110 Initiativen, die im “Centro de Atendimento Educativo“ (Case) entwickelt wurden, sieht dieses Projekt die Erziehung als Basis sämtlicher Anstrengungen vor, indem es die Jugendlichen in eine tägliche Routine an Schulstunden des nationalen Ausbildungsprogramms verpflichtet, ergänzt von Workshops in Capoeira, Kunst, Zirkus, Informatik und pädagogischer Begleitung.
“Dankbar bin ich für das Gefühl, das die Erziehung siegen kann“, freut sich der Lehrer Adalberto, der für dieses Projekt verantwortlich ist. Wie er sagt, kann dieser nationale Preis dazu beitragen, die Struktur des Projekts zu verbessern und es im ganzen Land verbreiten. “Die gesamte Arbeit, die wir innerhalb der Case von Jabotão leisten, ist dazu bestimmt, den Jugendlichen beizubringen, wie sie durch Arbeit eine bessere Zukunft anvisieren können. Sämtliche Aktivitäten haben eine pädagogische Prägung. Vom Mittagessen bis zum Abendessen geschieht alles innerhalb der Schule, und das ist die grosse Innovation, die uns den Preis eingebracht hat“, ergänzt er.
Sehr bewegt durch die Auszeichnung, drückte der Lehrer seine besondere Freude darüber aus, dass die Juroren des “Prêmio Innovare“ sensibel genug seien daran zu glauben, dass Erziehung der richtige Weg sein könnte, um straffällig gewordene Jugendliche zu resozialisieren. “Ich werde mich nicht in die Diskussion über eine Senkung des strafmündigen Alters (von 18 auf 16 Jahre) einlassen. Aber ich bin jederzeit bereit, meine Meinung über die Wirkung der Erziehung kundzutun. Denn ich glaube, dass die Erziehung imstande ist, Situationen zu verändern. Es sind junge Straftäter, auch Mörder dabei. Jedoch haben wir ein Erziehungssystem geschaffen, mit einer sehr grossen Equipe, von der die Jugendlichen auch ausserhalb der Schule unterstützt werden, in thematischen Projekten arbeiten, dabei lernen, Mitbürger zu werden, und dass sie sich ändern und ein neues Leben aufbauen können“, sagte Adalberto.
Der Preis “Prêmio Innovare“ ist eine der angesehensten Auszeichnungen der brasilianischen Justiz, er wurde 2004 geschaffen, um innovative Initiativen von Mitgliedern des Magistrats, der Staatsanwaltschaft, von Rechtsanwälten und graduierten Personen aller Wissensgebiete, auszuzeichnen und zu verbreiten. In diesem Jahr war der Wettbewerb um den “Spezialpreis“ offen für die zivile Gesellschaft, unter dem Thema “Strafvollzugs-System, gerecht und effizient“.
“Eine unserer grossen Herausforderungen ist die Verbesserung des Rechtsprechungs-Systems in Brasilien, und deshalb sind neue Ideen und praktische Anwendungen, die Resultate zeigen, ein willkommener Weg. Der Preis “Innovare“ belohnt immer Situationen, die vom Staatsanwalt, von der Gerichtsbarkeit und der Exekutive erweitert werden können. Das ist der Grund, warum ich glaube, dass dieser Preis ein Meilenstein zur Konstruktion eines neuen Systems der Gerichtsbarkeit für unser Land darstellt“ ,kommentierte der Justizminister José Eduardo Cardozo.
Die elfte Ausgabe des “Prêmio Innovare“ prämierte auch praktische Vorschläge in den Kategorien “Gericht, Richter, Staatsanwaltschaft, Pflichtverteidigung und Rechtsanwaltschaft, deren Themen frei gewählt werden durften. Insgesamt beteiligten sich 367 Initiatoren mit ihren Projekten in diesen Kategorien.
Sieger in der Kategorie “Pflichtverteidigung” – mit dem Projekt “Fortalecendo os Vínculos Familiares“ (die familiären Bindungen stärken) war der Pflichtverteidiger Gabriel Santana Furtado, der nach Empfang des Preises sehr bewegt sagte: “Meine Eltern sind das Licht in meinem Leben – und mit unserem Projekt versuchen wir neues Licht ins Leben jener Kinder zu bringen“.
Sein Projekt wurde innerhalb der Gefängnismauern in São Luis (Bundesstaat Maranhão) entwickelt und sieht eine Regulierung der Registrierung von Kindern und Stiefkindern von Gefangenen vor, mit dem Ziel, ihnen Zugang zu fundamentalen Rechten zu garantieren, wie zum Beispiel ein familiäres Zusammenleben und die Anerkennung der affektiven und biologischen Abstammung der Kinder der Gefangenen. “Wir begnügen uns nicht nur mit einer entsprechenden Behandlung in den Kabinetten“, erklärte der Pflichtverteidiger Joaquim Gonzaga de Araújo, der ebenfalls für das neue Projekt verantwortlich ist.