Ohne die Bienen geht nichts. Abgesehen davon, dass sie die wichtigsten Bestäuber unserer Kulturpflanzen sind, wollen brasilianische Forscher künftig ihren Pollen als Bio-Indikator verwenden. Er soll Auskunft darüber geben, ob und wie die Umwelt mit Agro-Chemikalien belastet ist. Dass dies möglich ist, wurde mit einer Studie an der Universität von Campinas (Unicamp) nachgewiesen.
In der Regel wird Bienenpollen in Brasilien in Naturkostläden und Drogerien zum Kauf angeboten. Allerdings zeigt die Studie an der Unicamp, dass das als natürlich geltende Nahrungsmittel unter Umständen ziemlich belastet ist. Unter anderem sammelten die Forscher Pollenproben bei kommerziellen Bienenzüchtern in der Umgebung der Stadt Ribeirão Preto. Sie alle zeigten eine hohe Belastung mit verschiedenen Stoffen aus den sogenannten Pflanzenschutzmitteln. Bei einer der Proben lag der Gehalt an Agro-Chemikalien sogar um das zehnfache über dem für Nahrungsmittel erlaubten Grenzwert.
Ist der Pollen belastet, gilt dies ebenso für den Honig und auch für die Umwelt, wie die Forscher ausführen. Damit die Chemikalien in hoher Konzentration im Pollen vorhanden seien, müssten sie in noch höherer Konzentration in der Umwelt und den Pflanzen vorhanden sein. Beobachtet wurde in Riberão Preto zudem bereits ein Bienensterben, das nach Meinung der Wissenschaftler möglicherweise durch den intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hervorgerufen wurde.
Weniger belastet war indes der Pollen, der in einer Versuchstation gesammelt wurde, die in einem kleinen Naturschutzgebiet liegt. Die Proben wiesen zwar ebenso Spuren von Agro-Chemikalien auf, allerdings in einem wesentlich geringeren Umfang.
Entwickelt wurde für die Studie ebenso eine spezielle Methode für den Nachweis von belastenden Stoffen im Pollen. Sie kann nicht nur für den Pollen eingesetzt werden, sondern ebenso für Wasserproben oder Proben von anderen Nahrungsmitteln. Immerhin ist Brasilien das Land mit dem größten Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln weltweit.