Im Alter von 101 Jahren ist am Donnerstag (12.) in São Paulo Tomie Ohtake gestorben. Sie galt als eine der bedeutendsten plastischen Künstlerinnen Brasiliens und hat mit ihren Arbeiten unter anderem das Stadtbild der Megametroppole mitgeprägt.
Aufgebahrt wird Tomie Ohtake im gleichnamigen Institut, das 2001 im Stadtteil Pinheiros in São Paulo eingeweiht wurde. In dem Institut werden auf zwei Stockwerken in sieben Sälen neue Kunstwerke und Tendenzen präsentiert sowie die Arbeiten von wichtigen Künstlern der vergangenen 50 Jahre. Mit Kursen, Workshops und Vorträgen will die Einrichtung zudem die Menschen zu künstlerischen Aktivitäten motivieren.
Die zierliche Tomie Ohtake, die selbst bis kurz vor ihrem Tod aktiv war, hat ihre Liebe zur Kunst erst mit 40 Jahren entdeckt. Zunächst malte sie eher gegenständlich, bevor sie die Welt der abstrakten Kunst eroberte. Auf ein Ausdrucksmittel und einen einzigen Stil hat sie sich jedoch nie festgelegt. Ihre Stärke war es unter anderem immer wieder mit Neuem aufzuwarten. Fünfmal nahm Tomie Ohtake an der internationalen Bienale in São Paulo teil. Ausgezeichnet wurde sie über die Jahre hinweg mit 28 Preisen.
Ihre Kunstwerke sind keineswegs nur einem kleinen privaten Publikum vorbehalten. Nach Angaben ihres Institutes sind 27 ihrer Werke in öffentlichen Räumen verschiedener Städte verteilt. Wer beispielsweise in der U-Bahnstation Estação Consolação auf den nächsten Zug wartet, kommt in den Genuß großer Bild-Painels, die aus der Hand Ohtakes stammen.
Auch in Parkanlagen, an Plätzen und vor Gebäuden sind einige ihrer Installationen und Skulpturen zu sehen, wie vier gigantische Wellen aus Beton, mit denen sie die vier Generationen der japanischen Einwanderer in Brasilien dargestellt hat. Tomie Ohtake selbst kam 1913 im japanischen Kioto zur Welt. Nach Brasilien wanderte sie 1936 aus.