Das größte jüdische Museum Lateinamerikas entsteht derzeit in São Paulo. Es soll die Geschichte der jüdischen Familien in Brasilien aufzeigen, unter anderem auch die von den Menschen, die vor dem Naziregime geflohen sind. Eingerichtet wird das Museum in der einstigen Synagoge Beth-El, die 1928 errichtet und in den vergangenen Jahren renoviert wurde. Voraussichtlich eröffnet wird es im kommenden Jahr.
Im Mittelpunkt des Museums stehen nicht große Kunstwerke der jüdischen Kultur im Mittelpunkt, sondern das Leben der Menschen, mit deren Alltagsgegenständen ein Einblick in eine historische Epoche gegeben wird, die unter anderem von den grauenvollen Machenschaften der Nazis und deren Sympathisanten geprägt war. Gezeigt wird dabei auch, dass es die jüdischen Einwanderer keineswegs einfach hatten im Brasilien des Getúlio Vagas (1930 – 1945) Fuß zu fassen. So wurden beispielsweise ihre Pässe und Berufsdiplome konfisziert und die Flüchtlinge, die ohnehin schon alles verloren hatten, teilweise neue Namen gegeben.
Zu sehen sind in dem Museum unter anderem silberne Gabeln und Messer, die im Konzentrationslager in Auschwitz (Polen) von den Nazis verwendet wurden. Sie wurden von einer jüdischen Ungarin, die in der Küche des KZs gearbeitet hat, versteckt und später dem Museum zur Verfügung gestellt. Ausgestellt wird ebenso das Tagebuch, in dem die 13-jährige Lore Dublon aus Erfurt im Jahr 1941 ähnlich wie Anne Frank ihre Erlebnisse festgehalten hat. Sie und ihre Familie sind in Ausschwitz ermordet worden. Gezeigt werden auch spezielle mit dem Davidstern versehene Banknoten. Während das Hab und Gut der Juden konfisziert wurde, erhielten sie im KZ Theresenstadt dieses Scheingeld. Allerdings war dieses wertlos. Historische Dokumente aus der Synagoge sind weitere Ausstellungsgegenstände.
Eigentlich war die Eröffnung des einzigartigen Museums schon für 2015 vorgesehen. Unvorhergesehene Schwierigkeiten bei der Verbesserung der Fundamente haben jedoch zu einer Verzögerung geführt. Bis 2007 war die 1928 von europäischen Einwanderern errichtete Synagoge Beth-El Treffpunkt und Tempel jüdischer Familien. Wegen massiven strukturellen Problemen wurde sie vor acht Jahren jedoch geschlossen. Mit den Umbauarbeiten und der Restauration wurde 2011 begonnen. Ein Teil von den geschätzten Baukosten in Höhe von umgerechnet etwa 8,5 Millionen Euro wird von der Bundesrepublik Deutschland finanziert (etwa 300.000 Euro).