In fast allen Bundesstaaten Brasiliens ist es am Freitag (13.) zu Demonstrationen gekommen, bei denen sich tausende Menschen in den Hauptstädten und anderen Städten versammelt haben, um den vom Korruptionsskandal geschüttelten Ökonzern Petrobras, die Demokratie und die Regierung Dilma Rousseffs zu stärken, aber auch um eine politische Reform und ein Ende der Korruption zu fordern. Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen, vielmehr sind die Proteste friedlich verlaufen.
Zu den landesweiten Demonstrationen aufgerufen hatten soziale Bewegungen, allen voran die zentrale Arbeitervereinigung CUT, nationale Union der Studenten (UNE) und die Landlosen und Landarbeiterbewegung MST. In vielen Städten wurden Schilder mit der Aufschrift “Dilma, bleib” hoch gehalten, gab es Applaus oder Sprechchöre zugunsten der Präsidentin. Gespart wurde aber auch nicht mit Kritik. Vielmehr forderten die Demonstranten ebenso die seit Jahren angekündigte politische Reform, ein Ende der Korruption und eine Rücknahme der erst jüngst erlassenen provisorischen Maßnahmen bei den Arbeitnehmerrechten.
Der zahlenmäßig größte Protest wurde in São Paulo verzeichnet. Nach Angaben der Polizei haben sich dort 12.000 Menschen versammelt, die Arbeiterorganisation CUT spricht indes von 100.000 Teilnehmern. In den Medien wird von 60.000 Demonstranten berichtet. In Rio de Janeiro umarmten die Demonstranten symbolisch die Hauptniederlassung der Petrobras. Die Demonstrationen zogen sich teilweise über Stunden hinweg. In 14 Städten wurde schon am Vormittag Proteste registriert.
Proteste werden auch für den Sonntag (15.) erwartet. Allerdings haben zu diesen nicht die sozialen Bewegungen und Arbeitervertretungen aufgerufen, sondern vor allem Mitte-Rechts stehende Organisationen, wie das Movimento Brasil Livre (Freies Brasilien), Revoltados On Line und Vem Pra Rua (Komm auf die Straße), die seit Wochen in den sozialen Medien mit Beiträgen, Fotos und Videos Stimmung machen und teilweise den Rücktritt von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseffs fordern. Offiziell werden sie von keiner Partei gefördert, allerdings hat der bei den Präsidentschaftswahlen nur knapp unterlegene und der Oppositionspartei PSDB angehörige Aécio Neves ihnen öffentlich uneingeschränkte Unterstützung zugesichert.