Pro Sekunde sterben auf Brasiliens Straßen 15 Wildtiere. Damit werden jährlich über 475 Millionen Tiere überfahren, darunter auch seltene und große Arten wie Jaguare, Wölfe und Tapire. Umweltschützer fordern deshalb umgehende Maßnahmen, um die Tierwelt besser zu schützen, wie Geschwindigkeitsbeschränkungen und Durchlässe.
Seit vier Jahren erforscht das brasilianische Zentrum ökologischer Studien der Straßen (Centro Brasileiro de Estudos em Ecologia de Estradas, CBEE) den Einfluß der Verkehrsverbindungen auf die Natur. Das Ergebnis ist erschütternd. Über 400 Millionen kleinere Tiere wie Frösche, Vögel und Schlangen verlieren jedes Jahr auf den Straßen ihr Leben. Hinzu kommen 75 Millionen mittelgroße und große Tiere, wie Jaguare, Guará-Wölfe, die Nagetiere Capivaras, Ameisenbären, Tapire, Affen und andere.
Die Forscher gehen davon aus, dass durch den Straßenverkehr mehr Tiere umkommen als durch die illegale Jagd, den Handel oder andere menschliche Einflüsse. Vorgelegt haben sie deshalb einen Gesetzesentwurf zum Schutz der Wildtiere. Der sieht unter anderem Geschwindigkeitsbegrenzungen und Tierdurchlässe vor. Allerdings scheinen die gängigen Durchlässe nicht von allen Tieren angenommen zu werden. Forscher der Universität Espírito Santos haben an zehn Tunneln, die sich entlang einer Strecke von 25 Kilometern einer Bundesstraße befinden, Kameras aufgestellt. Die zeigen, dass lediglich etwa ein Dutzend Tierarten diese Form der Durchlässe annimmt, während 140 andere Arten Gefahr laufen beim Queren der vielbefahrenen Straße zermalmt zu werden.
Die untersuchte Straße zerschneidet allerdings ein Schutzgebiet, in dem viele seltene und vom Aussterben bedrohte Tierarten leben. Gleiches geschieht in weiteren 188 Schutzgebieten und Reservaten Brasiliens. Insgesamt sollen es 15.000 Kilomter sein, die Nationalparke und Naturschutzgebiete und somit die Lebensräume der Tiere durchschneiden.
Etliche Wissenschaftler, Universitäten und auch Nichtregierungsorganisationen haben sich dem Thema angenommen. Sie erforschen nicht nur die Auswirkungen der Straßen, sondern unterhalten auch Stationen, in denen verletzte Tiere wieder geheilt werden.
Um noch genauere Ergebnisse zu erhalten und auch, um auf das Problem aufmerksam zu machen, hat das CBEE die App “Urubu“ herausgegeben. Mit dieser wird die Bevölkerung dazu aufgerufen, überfahrene Tiere mit dem Smartphone zu fotografieren. Die Daten und Ortskoordenaten werden automatisch an das Forschungszentrum weitergeleitet und dort ausgewertet. Seit der Einführung der App vor einem Jahr haben sich über 10.000 Menschen registriert, die mit ihren Fotos einen wichtigen Beitrag zur Forschung und zu Schutzmaßnahmen leisten.