Nachdem man den Verbrauchern die Bezahlung per Scheck abgewöhnt hat, droht nun der Kreditkarte aus Plastik ebenfalls das Aus. Eine neue Technologie hat Brasilien erreicht, die es erlaubt, die Einkäufe in jedwedem Geschäft per Smartphone zu bezahlen.
Anstatt eine Kreditkarte in die Registriermaschine zu stecken, hält der Kunde sein Handy an eine Ablesemaschine mit der Technologie “Near Field Communication (NFC)“. Diese Neuheit wurde in dieser Woche von der Banco do Brasil vorgestellt, sie steht anfangs nur für Handys mit Android-System zur Verfügung und gilt sowohl für Kredit- wie für Debit-Operationen.
Im Unterschied zu anderen Ländern, wo die Bezahlungen per Mobiltelefon sich auf Handy-Guthaben stützt, bietet die Banco do Brasil (BB) eine Lösung an, die auf der Nutzung von virtuellen Karten beruht, die mit der Original-Kreditkarte verbunden sind. Mittels der Applikation “Ourocard-e“ – sie steht im Android-System zur Verfügung – kann der Kontoinhaber so viele virtuelle Karten erschaffen, wie er möchte – alle “angebunden“ an seine Plastik-Kreditkarte, jedoch ohne Jahresgebühr, die nur für die Originalkarte entrichtet werden muss.
Das Zahlungsziel, die Vergünstigungen und die Attribute der virtuellen Karten richten sich nach dem Original. “Dies ist eine Pionier-Technologie in der ganzen Welt“, sagt der Vize-Präsident für Einzelhandelsgeschäfte der Banco do Brasil, Raul Moreira. Seit vergangenem Jahr bietet die Bank virtuelle Karten für Käufe auf elektronischen Sites an. Und dieses Werkzeug wurde jetzt auch auf andere Geschäftsniederlassungen erweitert.
Der Kauf mittels der NFC-Technologie funktioniert wie folgt: Der Verkäufer informiert den Kunden über den Preis seines Einkaufs. Anstatt, dass dieser nun dem Verkäufer seine Plastik-Kreditkarte aushändigt, öffnet der Kunde das App, wählt die virtuelle Karte, die er dafür benutzen möchte, und die Art der Bezahlung (Kredit oder Debit). Um nun die Transaktion zu vervollständigen, hält der Kunde sein Handy vor den “Leser“, tippt das Passwort seiner Karte ein und wartet auf den Auswurf der Quittung. Für Einkäufe unter 50 R$ (17 Euro) braucht man kein Passwort.
Wie Moreira weiter ausführt, bietet diese Technik kein Risiko einer unbefugten Nutzung. Wenn eine Zahlung getätigt wird, sendet das System einen Sicherheitsschlüssel an die Maschine, der sämtliche Möglichkeiten zum Abfangen der Kreditkarten-Nummer des Klienten verhindert. “Die Sicherheit ist dieselbe, wie bei den installierten Chips in den Plastik-Karten. Für den Verkäufer verringert diese Technologie NFC die Menschenschlangen vor den Kassen, denn die Transaktionen sind viel schneller als beim traditionellen System“, erklärt er.
Um im Fall eines Diebstahls des Smartphones Unannehmlichkeiten zu vermeiden, sollte der Besitzer sich mit dem üblichen Prozedere gegen Diebstahl absichern. Dazu genügt ein sicheres Passwort für sein Smartphone, das der Dieb nicht zu entschlüsseln vermag, oder die Programmierung der ferngesteuerten Deaktivierung des Smartphones.
In dieser ersten Etappe steht diese Neuheit nur Klienten mit Kreditkarten “Ourocard Visa“ zur Verfügung. Ab Mai jedoch, können Klienten der Banco do Brasil mit Elo-Karten ebenfalls darüber verfügen. Obwohl die Technologie sich erst in ihrer Anfangsphase befindet, erklärt der Vize-Präsident der BB, dass bereits 70% der Verkaufs-Terminals für die Nutzung der NFC-Technologie eingerichtet sind. “In den USA sind lediglich 15% der Maschinen für die NFC eingerichtet“, vergleicht er.
Raul Moreira sagte weiter, dass die Bank beabsichtigt, die NFC-Technologie auch auf Smartphones mit den Systemen iOS (von Apple) und Windows Phone auszuweiten. Jedoch gibt es bisher noch keine Daten, wann das soweit sein wird. “Wir haben entschieden, die Android-Besitzer vorzuziehen, die 80% des brasilianischen Smartphone-Marktes ausmachen. Die Nutzung dieses Werkzeuges in den iPhones hängt von einer Definition von Apple ab, mit der NFC zu kooperieren“, sagt er.
Der Ingenieur Guilherme Rodrigues (31) benutzt seit einer Woche die virtuelle Karte in seinem Smartphone und zollt der Technologie seine Anerkennung. “Über die schnelle Bezahlung hinaus, finde ich diese Option besser als die traditionelle Kreditkarte, denn das Risiko ist geringer“, kommentiert er. Wie er weiter berichtet, liegen die grössten Probleme allerdings bei den Verkäufern, die mit der NFC nicht umzugehen wissen: “Aber das ist ein vorübergehendes Problem, das sich legen wird, wenn sich die Geschäftsleute an das System gewöhnt haben“.
Um die Technologie schon jetzt zu nutzen, muss man ein Android-Handy, mit NFC-Funktion, besitzen. Das mobile Telefon sollte, darüber hinaus, ein minimales Operations-System “Kit Kat 4.4.2“ besitzen und mobilen Zugang zum Internet oder Wi-Fi erlauben.