Mit einer wesentlich geringeren Beteiligung als erwartet, haben am Sonntag (12.) in fast 200 verschiedenen Städten Brasiliens wieder Massenproteste gegen die Regierung und Präsidentin Dilma Rousseff stattgefunden. Von offizieller Seite ist von 650.000 Teilnehmern die Rede. Die Organisatioren selbst sprechen hingegen von mehr als einer Millionen Demonstranten.
Wie schon vor einem Monat hatten auch dieses Mal wieder verschiedene Bewegungen über die sozialen Netzwerke zu den Protesten aufgerufen, unter ihnen “Vem pra Rua“ (Komm auf die Straße), Revoltados Online und Movimento Brasil Livre. Während im Vorfeld davon ausgegangen wurde, dass es in mindestens 400 Städten zu Protesten kommen wird, kam es tatsächlich in 195 Städten zu Demonstrationen.
Viele waren in den gelben Hemden der brasilianischen Fußballmannschaft und mit der brasilianischen Flagge erschienen. Etliche hatten selbst angefertigte Schilder dabei. Verteilt wurden bei vielen der perfekt organisierten Demonstrationen aber auch vorgefertigte Transpararente. Auch mehrere Meter große Transparente mit der Aufschrift “Fora Dilma“ (Dilma raus) und “Schluß mit der Korruption“ wurden getragen. In etlichen Städten wurden die Proteste zudem von carros de som, Tonwagen begleitet.
Die größte Zahl an Demonstranten wurde in São Paulo gezählt. Laut Militärpolizei protestierten dort 275.000 Menschen, während es am 15. März über eine Millionen waren. Von Protesten geprägt war ebenso die Copacabana mit geschätzten 10.000 Demonstranten. In der südbrasilianischen Stadt Porto Alegre sind nach offiziellen Angaben 35.000 Menschen gezählt worden und in der Hauptstadt Brasília 25.000.
Auch wenn die Zahl der Protestteilnehmer kleiner war als am 15. März, bedeutet dies nicht, dass die Unzufriedenheit mit der Regierung Brasiliens und Dilma Rousseffs abnimmt. Erst am Vortag der Massendemonstrationen wurden Umfragen veröffentlicht, nach denen 60 Prozent der Befragten die Regierung Rousseffs als schlecht oder sehr schlecht einstufen. Darüber hinaus haben sich 63 Prozent für die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens der Präsidentin ausgesprochen.