Einer der umfangreichsten Knochenfunde eines Dinosauriers stellt die Forscher Brasiliens derzeit vor eine Geduldsprobe. Über die Hälfte des Skelettes eines Titanosaurus sind unlängst in der Universität der Hauptstadt eingetroffen. Allerdings sind sie in Felsgestein eingelagert und mit Gips umgossen. Die nächsten fünf Jahre werden die Forscher nun damit beschäftigt sein, das Skelett aus dem zehn Tonnen schweren Felsstücken zu befreien. Erst dann können sie sich an die Analyse des 70 Millionen Jahre alten Knochenfundes machen, hinter dem eine neue Saurierart vermutet wird.
Entdeckt wurden die Knochen des Titanosaurus bereits 2009 bei den Arbeiten für eine Straße in der Nähe der Stadt Marília im Bundesstaat São Paulo. Bis die sterblichen Überreste des Giganten abtransportiert werden konnten dauerte es allerdings Jahre. Zunächst wurden sie soweit möglich freigelegt und dann in eine Gipsschicht gehüllt, die als Schutz dienen sollte. Erst dann war es möglich, den Felsblock zu lösen und mit Hilfe von Kränen auf Schwerlastwagen zu verfrachten.
Vor Kurzem ist der Fund nun in der Universität Brasílias (UnB) eingetroffen. Dort werden Forscher verschiedener Einrichtungen die Knochenfunde in minutiöser Feinarbeit vom Fels lösen. Erst dann sind Vergleiche mit anderen Funden möglich und kann herausgefunden werden, ob es sich bei dem Skelett von Marília um eine neue Art handelt. Bis dahin, so schätzen die Paläontologen werden allerdings bis zu zehn Jahre vergehen.
Gefunden wurden Teile des Schädels, der Halswirbel, Thorax und Schwanz, Rippen, Becken, Oberschenkel und Fuß des Pflanzenfressers, der einmal zehn Tonnen gewogen und 15 Meter lang gewesen sein soll. Ist das Skelett erst einmal entschlüsselt, wollen die Forscher mit Hilfe eines 3D-Druckers zwei Kopien erstellen, eine für das Museum der Paläontologie in Marília und eine für die Universität Brasílias. Versuchen wollen die Wissenschaftler ebenso, die Umwelt des Steinzeitreptils nachzubilden. Schließlich weist der Felsblock auch Eindrücke von Wurzeln und Pflanzen auf.