Während das brasilianische Krebsinstitut José Alencar Gomes da Silva (Inca) zum Verzehr von Bio-Produkten aufruft, muss die große Mehrheit der Brasilianer mangels Angebot auf sie verzichten. Auch wenn der Bio-Anbau enorme Zuwachszahlen verzeichnet und von der Regierung mit einem eigenen Programm gefördert wird, reicht die erzeugte Menge längst nicht aus, um in allen Munizipien des Landes Nahrungsmittel ohne Chemikalien anzubieten. Das Krebsinstitut warnt indes vor gesundheitsschädlichen Folgen durch den erhöhten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, bei dem Brasilien weltweit Spitzenreiter ist.
Unfruchtbarkeit, Impotenz, Fehlgeburten, Störungen des Hormonhaushaltes und des Immunsystems sowie Krebs sind einige der Folgen, die durch den Konsum von Nahrungsmitteln begünstigt werden, die durch den intensiven Einsatz von Agro-Chemiekalien erzeugt werden, wie es in einem Bericht des Inca heißt. In Brasilien entfallen dabei 5,2 Kilogramm Agro-Chemiekalien auf jeden Einwohner.
Der Öko-Landbau verzeichnet indes jährlich Zuwächse zwischen 20 bis 40 Prozent. Sie decken allerdings längst nicht den Bedarf des riesigen Landes ab. In den Supermärkten sind sie indes kaum präsent und auch Bio-Läden sind dünn gesäht. Chemiefreie Früchte und Gemüse werden mittlerweile auf den 290 grünen Ökomärkten angeboten. Allerdings ist ihre Anzahl angesichts der über 5.000 Munizipien des Landes äußerst gering. Noch düsterer sieht es bei Reis, Bohnen, Mais und Soja aus, den Grundnahrungsmitteln der Brasilianer. Sie werden kaum nach den Regeln des Ökoanbaus produziert. Stattdessen steigt die Zahl der genmanipulierten Kulturen. Produkte aus transgenem Mais und Soja haben längst die aus konventionellem Anbau verdrängt. Bei den Ölfrüchten nehmen sie mittlerweile sogar 91 Prozent ein.
Spezialisten der Agro-Ökologie versichern indes, dass es möglich sei, den konventionellen Anbau nach und nach durch den Bio-Anbau zu ersetzen. Die Produktivität entspreche mittlerweile nahezu der durchschnittlichen Produktivität beim konventionellen Anbau, wie Experten betonen. Allerdings stoßen die Bio-Bauern auf etliche Probleme. Bei der Anmietung von Erntemaschinen kommt es häufig zu Verunreinigungen mit konventionellem und auch transgenem Erntegut. Gleiches gilt für den Abtransport. Auch Schwierigkeiten bei der Kontrolle ungewünschter Pflanzen oder Insekten werden genannt.
Gleichzeitig gibt es von der Regierung einen Plan zur Förderung des Bioanbaus. Auch beim staatlichen Programm zum Ankauf von Nahrungsmitteln für öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser wird immer mehr auf Bio-Gemüse gesetzt, das von Familienbetrieben aus der Region stammen soll. Aufgelegt werden soll nun auch ein Programm, um die Verwendung von Agrochemikalien beim konventionellen Anbau zu reduzieren.