Brasilien hat bei der Bekämpfung der extremen Armut in den vergangenen Jahren Erhebliches geleistet. Zwischen 2001 und 2013 ist die Zahl der Menschen, die mit weniger als 2,5 Dollar pro Tag auskommen müssen, von zehn Prozent auf vier Prozent gesunken. Wie aus dem jüngsten Bericht der Weltbank hervorgeht, hat es Brasilien zudem geschafft, schneller als andere Länder Lateinamerikas die extreme Armut effektiv zu reduzieren, was es zu einem Vorzeigebeispiel macht.
Dass es gelungen ist, so viele Menschen aus der extremen Not zu holen, wird vor allem den sozialen Programmen “Bolsa Família“ und “Brasil sem Miséria“ zugeschrieben sowie der Schaffung von rechtlich abgesicherten Arbeitsplätzen. Die Schere zwischen Arm und Reich ist allerdings immer noch gewaltig. Während 0,1 Prozent der reichsten Brasilianer 13 Prozent des Gesamteinkommens auf sich vereinen, müssen sich 40 Prozent der Bevölkerung, die den ärmeren Schichten angehören, elf Prozent des Gesamteinkommens teilen. Eine geringe Spezialisierung und Ausbildung der Arbeiter, eine prekäre Infrastruktur und ein zu geringer Investitionsgrad sind einige der Gründe, mit denen das Ungleichgewicht begründet wird.
Um die Armut auch in der momentan wirtschaftlich angespannten Situation des Landes weiterhin abzubauen, empfiehlt die Weltbank Brasilien unter anderem, die Steuern nicht zu erhöhen. Schon jetzt entspricht die steuerliche Belastung in etwa 33 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das Land hat damit eine der höchsten Steuerraten der Welt. Im Gegenzug erhält die Bevölkerung allerdings wesentlich weniger öffentliche Leistungen als das in Ländern mit einer ähnlich hohen Belastung der Fall ist. Vorgeschlagen werden deshalb steuerliche Anpassungen sowie eine höhere Effizienz bei den öffentlichen Ausgaben, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen sowie die Infrastruktur und die öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern.
Nach Meinung der Experten würde eine Steuerreform den ärmeren Menschen Brasiliens zugute kommen, da ein Großteil der Abgaben über die Nahrungsmittel und andere Produkte erhoben wird. Besonders bei den unteren Einkommensschichten geben die Menschen einen Großteil ihrer Löhne für Grundbedarfsmittel und Nahrung aus. Darüber hinaus leben trotz aller Anstrengungen nach wie vor 18 Millionen Brasilianer in Armut.