Nicht alles in Brasilien angebautes Obst und Gemüse landet auf den Tisch. Etwa 26 Millionen Tonnen von Früchten, Salaten und Gemüse werden jährlich weggeworfen. Dabei handelt es sich keineswegs nur um verdorbenes Material. Vielmehr sind es aussortierte Äpfel, Kartoffeln und Karotten, die nicht den Ansprüchen der Handelsketten oder Kunden entsprechen. Experten schätzen, dass etwa 30 Prozent der Produkte wieder unter geackert werden, auf den Kompost oder gar im Müll landen.
Etwa 625.000 Lastwagen könnten jährlich mit dem Obst und Gemüse gefüllt werden, das nicht verkauft werden kann. In einem Land, in dem nach wie vor etwa sieben Millionen Menschen Hunger leiden und viele sich nicht ausreichend ernähren können, ist dies besonders dramatisch.
Die Gründe für das Ausmustern der “hässlichen“ Früchte sind vielfältig. Mal sind die Mandarinen zu klein, haben die Tomaten Flecken oder die Kartoffeln zu viele Augen. Was nicht schön genug ist, wird auch in Brasilien aussortiert, weil es sich nicht oder schlecht verkaufen lässt. Etliche Erntegüter leiden auch beim Transport in ungeeigneten Behältern, ohne ausreichende Kühlung oder auf zu langen Strecken und holprigen Straßen und gelangen im vermeintlich unverkäuflichen Zustand an ihr Ziel, wie vom landwirtschaftlichen Forschungsinstitut Embrapa ausgeführt wird.
Nicht immer sind die Wegwerfprodukte jedoch unansehnlich. Die vergangene Traubenernte war im Bundesstaat Paraná so gut, dass die Preise in den Keller purzelten. Weil die Kosten für das Einbringen und den Transport der Weintrauben zu den Markthallen die Preise überstiegen hätten, öffneten einige Anbauer kurzerhand ihre Pforten und ließen die Bürger ihre Trauben kostenlos selber ernten.
Noch gibt es in dem riesigen Brasilien nur wenige Maßnahmen, um die Verschwendung gesunder Früchte und Gemüse einzugrenzen. In São Paulo sammelt die Nichtregierungsorganisation Banco de Alimentos aussortierte Tomaten, Paprika, Melonen und Co. bei den Supermärkten ein und verteilt monatlich etwa 30.000 Kilogramm Nahrungsmittel an 21.000 bedürftige Menschen.
Zwei große Einzelhandelsketten haben zudem damit begonnen, unschöne Grünwaren in speziell markierten Gondeln um bis zu 40 Prozent billiger anzubieten. Doch muss noch viel getan werden, um auf ein akzeptables Verschwendungsneveau von unter fünf Prozent zu gelangen.