Nach den neuesten Umfragen des Institutes Datafolha ist der Beliebtheitsgrad der brasilianischen Präsidentin auf einem Tiefpunkt angelangt. Danach befinden lediglich zehn Prozent die Regierung Dilma Rousseffs als gut oder optimal, während 65 Prozent sie als schlecht oder sehr schlecht einstufen. In der Geschichte der brasilianischen Demokratie hat lediglich Fernando Collor de Mello im September 1992 ein schlechteres Ergebnis eingefahren. Kurz bevor er zurücktreten musste, missbilligten 68 Prozent der Befragten seine Regierungsarbeit.
Dilma Rousseff hat derzeit keinen leichten Stand. Knapp sechs Monate nach dem Amtsantritt ihres zweiten Mandates spiegelt das Befragungsergebnis des Insitutes Datafolha den Unmut in der Bevölkerung wieder. Das Land befindet sich derzeit in einer Wirtschaftskrise mit einer Rezession, steigenden Arbeitslosenzahlen und einer Inflation von über acht Prozent. Hinzu kommt der Korruptionsskandal um den halbstaatlichen Energiekonzern Petrobras, die Krise bei der Energieversorgung durch die anhaltende Trockenheit und starker Gegenwind sowohl aus dem Senat als auch dem Abgeordnetenhaus.
Schon im April hatte Rousseff lediglich 13 Prozent Zustimmung und 60 Prozent Missbilligung erhalten. Dass sich die Zahlen nun verschärft haben, ist nach dem aufgelegten Sparpaket und der Ankündigung von Steuererhöhungen jedoch keine Überraschung. Als Hauptprobleme werden in der Studie das mangelhafte Gesundheitswesen, die Korruption und die Arbeitslosigkeit genannt.
Nach einer Wahlsimulation von Datafolha für das Jahr 2018 würde Aécio Neves von der Oppositionspartei PSDB mit 35 Prozent zum Präsidenten gewählt. Er hatte bei den Stichwahlen 2014 gegen Rousseff nur knapp verloren und hatte zwischenzeitlich schon ein Amtsenthebungsverfahren der aktuellen Präsidentin gefordert. Doch selbst der einst so beliebte Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (“Lula”) und Parteikollege Dilma Rousseffs hätte nicht viele Chancen, würde er 2018 antreten. Nach der aktuellen Umfrage würde er lediglich 25 Prozent der Stimmen erhalten. Für die Ex-Umweltministerin Marina Silva, die 2014 als starke Präsidentschaftskandidatin begonnen hatte und dann von Neves überrundet wurde, würden 18 Prozent stimmen.
Befragt wurden allerdings lediglich 2.840 Personen in 174 Munizipien.