Eine besondere Expedition hat eine Gruppe von brasilianischen und französischen Botanikern unternommen. Sie hat sich auf die Spuren des Naturalisten Auguste de Saint-Hilaire begeben, der im 19. Jahrhundert die Pflanzenwelt Brasiliens erforscht und mit seinen Herbarien und Büchern ein enormes Werk über die Flora des südamerikanischen Landes von vor fast 200 Jahren hinterlassen hat. Jetzt wollen die Forscher eine Analyse über den menschlichen Einfluß auf die Pflanzenwelt erstellen.
Mehrere Jahre ist der Franzose de Saint-Hilaire durch Brasilien gereist (1816 bis 1822) und hat in Notizen alles festgehalten, was ihm aufgefallen ist. Entstanden sind daraus Bücher, über die Gewohnheiten der Bevölkerung und die Landschaft des frühen 19. Jahrhunderts im Südosten, Zentrum und Süden Brasiliens. Gesorgt hat Saint-Hilaire ebenso für eine wahre botanische Schatzgrube. Mit Zeichnungen und Herbarien von tausenden von Pflanzen und Früchten hat er einen Eindruck von der enormen Vielfalt verschiedener Regionen festgehalten.
Auch lebende Pflanzen hat der Naturalist verschickt, unter anderem in französische Kolonien, was heute als Biopiraterie eingestuft würde. Sein sich bei den Reisen angeeignetes Wissen über die Pflanzenwelt Brasiliens hielt er zudem in den Büchern “Histoire des plantes les plus remarquables du Brésil et du Paraguay“ und “Plantes usuelles des Brasiliens“ fest.
Die aus brasilianischen und französischen Botanikern und Forschern bestehende Expeditionsgruppe war nun zwei Wochen lang im Atlantischen Regenwald an der Küste Brasiliens unterwegs, um herauszufinden, wieviele Pflanzenarten durch den menschlichen Einfluß bereits verschwunden sind. Sie wollen zudem aufzeigen, wie dieser Verlust an Biodiversität vor sich gegangen ist. Eine zweite Expedition ist für den September geplant. Das Projekt ist Teil einer brasilianisch-französischen Partnerschaft, die 2010 mit der Digitalisierung des reichhaltigen Herbariums de Saint-Hilaire begonnen hat.
Im südbrasilianischen Bundesstaat wurde ihm zu Ehren ein 25.000 Hektar umfassender Nationalpark benannt, der sich über die Küste und das mit dem Atlantischen Regenwald bestandene Küstengebirge erstreckt. Er bietet mehrere Wanderwege mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden und kann vom Munizip Matinhos aus besucht werden.