Ein weiterer Schmiergeld-Skandal erschüttert derzeit Brasilien. In den soll ein Unternehmen verwickelt sein, dessen Mutterhaus in der Westschweiz liegt, sowie Mitarbeiter der Casa da Moeda (staatliche Münzprägeanstalt) und der Receita Federal (brasilianische Steuerbehörde). Um einen Auftrag in Milliardenhöhe zu erhalten, sollen Schmiergelder in Höhe von umgerechnet etwa 30 Millionen Euro geflossen sein.
Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht die Vergabe zur Durchführung des Kontrollsystems Sicobe. Mit dem wird mittels digitalen Siegeln auf den Flaschenverschlüssen die Produktion von Bier, Minderalwasser und Erfrischungsgetränken kontrolliert. Es liefert zudem die Grundlage für die Besteuerung.
Um bei der öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag für die Durchführung des Kontrollsystems zu erhalten soll die Firma Sicpa Brasil Indústria de Tintas e Sistema Ltda. Schmiergeld in Höhe von 30 Millionen Euro an Mitarbeiter der Casa da Moeda und der Steuerbehörde gezahlt haben. Dem gegenüber stehen Einnahmen aus den vergangenen sechs Jahren in Höhe von umgerechnet etwa 1,8 Milliarden Euro, wie es heißt.
Ermittelt wird in dem Fall bereits seit zwei Jahren, wobei die interne Aufsicht der Casa da Moeda den Vorgang zur Anzeige gebracht hat. Am Mittwoch (1.) hat die brasilianische Bundespolizei bei der ”Operação Vícios” (Operation Süchte) nun in den Büros und Wohnungen von 23 mutmaßlich in den Skandal verwickelten Personen Beschlagnahmungen durchgeführt.
Beantragt wurde zudem eine internationale Kooperation, um Untersuchungen in der Schweiz sowie den USA durchzuführen. Darüber, ob überhöhte Preise abgerechnet wurden, gibt es bisher keine Aussagen.
Überprüft werden sollen jedoch ebenso die Verträge zum Scorpios, ein System zur Kontrolle der Zigarettenherstellung und zur Unterbindung von Zigarettenschmuggel, für das die gleiche Firma zuständig ist.