Der Frauenfußball Brasiliens hat es nicht leicht. Nicht viel daran geändert hat die Weltmeisterschaft in Kanada, bei der die Brasilianerinnen im Achtelfinale vorzeitig ausgeschieden sind. Jetzt machen sie sich wieder auf den Weg in das nordamerikanische Land, um bei den Pan-Americano in Toronto teilzunehmen. Den Kopf lassen die Spielerinnen jedoch nicht hängen. Sie setzen nun alle Hoffnungen auf ein besseres Ergebnis, auch wenn die Stars Marta und Bia nicht mit dabei sein werden.
Schlecht gespielt haben die Brasilianerinnen bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft nicht, aber gegen Australien hat es im Achtelfinale doch nicht gereicht. Ein einziges Tor haben die Brasilianerinnen bei vier WM-Spielen eingesteckt und damit verloren. Kritiker sprechen vom schlechtesten Auftritt seit 1995, Trainer Vadão (Oswaldo Alvarez) lässt sich jedoch nicht beirren. Das Ergebnis sei schlecht gewesen, aber sie hätten sich gut präsentiert, sagt er und spricht von großen Verbesserungen.
Jetzt steht die Pan-Americano an. Die Zeit seit ihrer vorzeitigen Rückkehr und dem Abflug am Sonntag (5.) haben sie genutzt, um in Itu (Bundesstaat São Paulo) zu trainieren. In São Paulo hat zeitgleich auch die Frauen-Meisterschaft des Bundeslandes stattgefunden. Ein Blick darauf zeigt, wie vergessen der Frauenfußball in Brasilien ist. Zerrissene Netze im Tor, fehlende Markierungen, nicht funktionierende Uhren, Sprinkleranlagen, die sich mitten im Spiel eingeschaltet haben sind einige der Reklamationen, die in den Spielberichten festgehalten wurden. Verzeichnet ist auch ein Spiel, das gar nicht erst stattgefunden hat, weil der Rasen nicht gemäht war, die Markierungen fehlten, die Umkleidekabinen verschlossen und einige Arbeiter gerade dabei waren, die Bänke zu streichen, als eigentlich kurz später der Anpfiff hätte erfolgen sollen.
Während andere Länder den Frauenfußball von klein auf fördern, wird er in Brasilien nicht ernst genommen. Zumindest ist aber Anfang des Jahres eine permanente Frauen-Nationalmannschaft mit 27 Fußballerinnen eingerichtet worden, bei der die Spielerinnen ohne Clubvertrag ein festes Gehalt erhalten und gemeinsam in Teresópolis trainieren.
Auch beim brasilianischen Fußballverband CBF scheint sich langsam etwas zu tun. Der Koordenador des Frauenfußballs Marco Aurélio Cunha macht sich jedenfalls dafür stark, dass schon in Schulen und Universitäten der Frauenfußball gefördert wird, um für Nachwuchs zu sorgen. Er hat während der WM in Kanada allerdings mit einem Interview für Aufregung gesorgt. Beim Gespräch darüber, warum der Frauenfußball in Brasilien keine Beachtung findet, sprach er von Veränderungen beim Stil der Spielerinnen und davon, dass sie mittlerweile eleganter auftreten würden und geschminkt seien.
Sie seien keine Frauen mehr in Männerkleidung und das würde ihnen mehr Beachtung einbringen. In den sozialen Netzwerken hagelte es daraufhin harrsche Kritik. Trainer Vadão wiegelt indes ab. Heute müssten die Frauen nicht mehr die abgelegten Trikots der Männer benutzen, sagt er. Vielmehr seien diese auf die Frauen zugeschnitten. Außerdem sollten die Frauen ihre weibliche Seite zeigen und die Vorurteile bekämpfen, bekräftigt er.
Mit den neuen Trikots geht es jetzt nach Kanada. Dort soll der schlechte Eindruck wieder wettgemacht werden, der nach der Weltmeisterschaft geblieben ist. Und sie wollen zeigen, dass es nur ein unglückliches Ereignis war, das sie hinaus katapultiert hat. Maurine, die zum dritten Mal bei den Pan-Americano teilnimmt, verbreitet Zuversicht. Sie seien gerüstet, sagt sie. Bei den letzten Pan-Americano-Spielen im Jahr 2011 haben die Brasilianerinnen immerhin den Vize-Titel geholt.
Verzichten müssen die Brasilianerinnen allerdings auf Marta und Bia, die von ihren Clubs in Schweden und Südkorea nicht freigegeben wurden. Mit dabei sein werden aber die Stars Cristiane und Formiga. Ihr Auftaktspiel haben die Brasilianerinnen am 11. Juli gegen Costa Rica, gegen das sie bei der WM mit der Reservemannschaft gewonnen haben.