In nur wenigen Regionen der Welt gibt es so viele urzeitliche Felsmalereien wie im Nationalpark Serra da Capivara im Nordosten Brasiliens. Sie und die einzigartige Landschaft im Südosten Piauís sollen mit einem eigenen Flughafen den Touristen zugänglicher gemacht werden. Betreut wird der Park von der Stiftung Museu do Homem Americano. Allerdings ist deren Fortbestand mangels finanzieller Unterstützung bedroht, wie Stiftungspräsidentin Niéde Guidon sagt, die derzeit in den Medien um den Erhalt des Unesco-Weltkulturerbes kämpft.
Dass es den Park samt Informationszentrum und Museum gibt, ist Niéde Guidon zu verdanken, die sich seit über 35 Jahren für die Erforschung, den Erhalt und seinem Ausbau für einen nachhaltigen Tourismus einsetzt. Knapp 130.000 Hektar umfasst der Nationalpark Serra da Capivara, der mit der trockenen Caatinga und seinen Tafelbergen ein einzigartiges Naturerlebnis bietet. Hauptattraktion sind jedoch die erstaunlich vielfältigen Funde menschlicher Besiedlung aus der Vorzeit sowie Fossilien von urzeitlichen Tieren.
Von den bisher 912 entdeckten archäologischen Stätten weisen 657 Felsen- und Höhlenmalereien auf. Sie zeugen von der frühen Besiedlung Südamerikas und sind teilweise bis zu 100.000 Jahre alt. Etwa 170 der Stätten sind den Besuchern zugänglich. Eine der größten Attraktionen ist die Höhle Boqueirão da Pedra Furada mit ihren Felsenzeichnungen. In ihrer Nähe befindet sich ebenso das Besucherzentrum mit einer Sammlung von prähistorischen Fossilien, die in der Umgebung gefunden wurden. Im Museu do Homem Americano wird ebenso anhand von Funden die Geschichte der ersten Menschen Südamerikas erzählt.
Der Park wird jährlich von etwa 25.000 Touristen besucht. Im internationalen Vergleich mit ähnlich wichtigen Stätten ist diese Zahl allerdings äußerst gering. Laut Niéde Guidon könnten es durchaus sechs Millionen Besucher sein, wäre die notwendige Infrastruktur gegeben, die den Touristen einen besseren Zugang zum Park bietet. Mit den Bauarbeiten zur Asphaltierung der erdgebundenen Zufahrtsstraße wurde Anfang des Jahres zwar begonnen, doch ist die Baustelle längst wieder verwaist.
Große Hoffnungen werden auf den in der Nähe des Parkes gelegenen Flughafen São Raimundo Nonato gesetzt. Der wurde offiziell nach beinahe 17-jähriger Bauzeit zumindest teilweise für den Betrieb freigegeben. Noch sind jedoch einige Arbeiten im Gange und wird auf die endgültige Freigabe durch die Luftaufsichtsbehörde ANAC gewartet.
Nach einem jahrzehntelangen Kampf um den Erhalt der außerordentlichen Stätte zeigt sich Niéde Guidon nun enttäuscht. In Interviews spricht die 82-Jährige davon, dass die den Park betreuende Stiftung kurz vor dem Aus steht. Die Schuld gibt sie der Bürokratie, dem System und der Regierung, von der die Einrichtung immer weniger unterstützt werde. Ursprünglich war der Park mit 270 Mitarbeitern ausgestattet, die für die Überwachung und Betreuung zuständig waren.
Mittlerweile sind es nur noch 40. Auch von den 28 Kontrollstellen sind nur noch wenige in Betrieb. Wie negativ sich dies auf den Park auswirken kann, zeigt das Beispiel aus den 80er Jahren, als dieser mangels Unterstützung nahezu verwahrlost war. Bejagung, Abholzung und Ausbeutung von Mineralien haben Park und archäologischen Stätten in dieser Zeit schwer zugesetzt, wie auf der Homepage der Stiftung zu lesen ist.
Um den Park mit seiner Infrastruktur ausreichend zu unterhalten wären monatlich umgerechnet mindestens etwa 120.000 Euro notwendig, wie die Archäologin ausführt. Noch ist die Stiftung mit entsprechenden Mitteln ausgestattet. Was fehlt ist jedoch eine regelmäßige Finanzierung, um den Fortbestand zu gewähren. Gelingt es nicht eine solche zu etablieren, könnte der Park bis Ende des Jahres seine Pforten schließen, so Guidon. Sie selbst ist mittlerweile so enttäuscht, dass ihre Arbeit nicht größere Früchte getragen hat, dass sie mit den Gedanken spielt, nach Frankreich zurückzukehren.
Tochter einer Brasilianerin und eines Franzosen, hat sie in Frankreich gelebt und dort als Professorin in Paris unterrichtet, bevor sie sich und ihr Leben ganz dem Park Serra da Capivara mit seinen unmeßbaren Schätzen gewidmet hat.