Gigantische und spektakuläre Graffitis des Brasilianers Eduardo Kobra sind an Hauswänden und Mauern auf der ganzen Welt zu sehen. Jetzt hat der begnadete Künstler in São Paulo ein interaktives Graffiti eingeweiht, bei dem die Betrachter mit Hilfe eines Smartphones mehr über die Werke des berühmten brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer erfahren können. Darüber hinaus sorgt er derzeit mit einem Projekt über die Alltagsprobleme der Megametropole für Aufsehen.
Eduardo Kobra ist bekannt für seine eindrucksvollen Arbeiten. Bei einem seiner Graffitis in São Paulo ist der Architekt Oscar Niemeyer zu sehen, der die Hauptstadt Brasília mitgestaltet und mit seinem einzigartigen Stil die moderne brasilianische Architektur geprägt hat. Der Einfluß Niemeyers kann dabei aus dessen Gesicht erlesen werden. Hält der Betrachter die Kamera eines Smartphones vor das Graffiti, bekommt er mit Hilfe einer App Werke des Architekten in 3D zu sehen, die in den Gesichtszügen des Niemeyer-Gemäldes verborgen sind.
Mit seiner Arbeit will Kobra die Menschen aus ihrer Routine reißen und aufrütteln, wie er sagt. Das will er auch mit seinem neuen Projekt, bei dem er in verschiedenen Stadtteilen São Paulos mit seiner Kunst auf Probleme hinweist und die Bevölkerung in seine Arbeit mit einbezieht. Auf einer Wand hat er das Gesicht eines jungen arbeitslosen Mannes verewigt. Versehen wurden Gemälde und Wand ebenso mit etlichen Lebensläufen für Bewerbungen von arbeitssuchenden Menschen.
In Cracolândia haben Kobra und sein Team eine Serie von neuen Arbeiten ausgestellt. Cracolândia ist für seine hohe Zahl von Crackabhängigen bekannt, die sich dort treffen. Die wurden kurzerhand bei der Gestaltung eines neuen Bildes mit einbezogen. Über 40 Männer und Frauen haben dabei ein Gemeinschaftswerk erstellt.
Auch der Suche nach Vermissten haben sich Kobra und seine Mitarbeiter angenommen. Viele Menschen gehen in Brasilien an die Öffentlichkeit, um in dem riesigen Land nach den Eltern, Kindern, Geschwistern oder Freunden zu suchen. Ihnen widmet der Street-Artist die ”Ação Mural Desaparecidos”. In der Favela Paraisópolis hat er ein 14-jähriges Mädchen mit einem Werk geehrt.
Das Mädchen nimmt an einem Ballet-Projekt der Favela teil und kämpft um seinen Platz in der Gesellschaft, so wie auch er es tue, wie der Graffitikünstler erklärt. Der gibt mit seinem Projekt den Randgruppen das Gefühl der Dazugehörigkeit und, dass sie ernst genommen werden und sorgt ganz nebenbei für ein ansprechendes Stadtbild.