Die brasilianischen Paläontologen sind erfreut und verärgert zur gleichen Zeit. Anlaß dazu ist das älteste bisher gefundene Schlangenfossil, das aus dem Nordosten des südamerikanischen Landes stammt und nun als einzigartige Entdeckung im renommierten Wissenschaftsmagazin Science beschrieben worden ist. Allerdings sind bei der wissenschaftlichen Beschreibung keine Brasilianer beteiligt gewesen. Darüber hinaus befindet sich die Urschlange in einem deutschen Museum. Wie sie dahin gelangt ist, ist unbekannt. Die Brasilianer vermuten indes, dass der 120 Millionen Jahre alte Fund illegal aus dem Land geschafft worden sein könnte.
Eher zufällig ist der englische Forscher David Martill auf den einzigartigen Fund aus Brasilien gestoßen. Der zeigt eine Schlange mit vier Beinen und war im Bürgermeister-Müller-Museum im deutschen Solnhofen vor einigen Jahren bei der Sonderausstellung “Fossilschätze aus Brasilien” zu sehen. Eingehende Studien Martills und zwei weiterer Kollegen haben nun ergeben, dass es sich bei dem Fossil um ein Schlüsselstück der Entwicklungsgeschichte der Schlangen handelt, das die Entwicklung von der Echse zur Schlange belegen soll. Sie hat den Namen Tetrapodophis amlecuts erhalten. Schlangen mit Beinen sind schon vorher gefunden worden, jedoch hat der Fund aus dem Geopark Araripe vier statt zwei Beine, was ihn einzigartig macht.
Von der Veröffentlichung im Science aufgerüttelt, stellen die brasilianischen Paläontologen in Frage, wie der versteinerte Schatz nach Deutschland gelangt ist. In Brasilien gilt seit 1942 ein Gesetz, das den Handel und das Ausführen von Fossilien einschränkt. Nach Medienberichten soll die Urzeitschlange aus dem brasilianischen Nordosten schon seit Jahrzehnten zu einer privaten Sammlung in Europa gehören.
Sowohl vom Präsidenten der brasilianischen Gesellschaft für Paläontologie und dem Leiter des brasilianischen Amtes für Fossilienschutz (DNPM) wird dies angezweifelt. Sie vermuten, dass sie erst vor wenigen Jahren illegal ausgeführt wurde und fordern eine polizeiliche Untersuchung sowie eine Rückführung des Fossils.
Dass Fossilien über Umwege aus Brasilien gelangen, zeigt eine gemeinschaftliche Polizeiaktion aus dem vergangenen Jahr. Bei der wurde ein illegaler Fossilienhandel aufgedeckt, bei dem seltene und Millionen Jahre alte Knochenfunde und Versteinerungen aus der brasilianischen Chapada do Araripe über Frankreich aus dem südamerikanischen Land geschafft wurden. Zieladresse soll dabei ein privates Museum in den USA gewesen sein.
Die Chapada do Araripe gehört zum gleichnamigen Geopark, der 2006 wegen seiner Einzigartigkeit und Bedeutung für die Paläontologie und Geologie von der Unesco als solcher anerkannt wurde. Er umfasst 3.700 Quadratkilometer.