In Brasilien sind die sozialen Netzwerke Fundgruben für Wissenschaftler, wie ein Beispiel aus der Pflanzenwelt zeigt. Bei dem sind Botaniker auf eine neue fleischfressende Pflanze gestoßen. Sie hat sich als die bisher größte in Amerika entdeckte Sonnentauart heraus gestellt. Allerdings gilt sie schon jetzt als vom Aussterben bedroht, da sie lediglich auf einem einzigen Berg im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais gefunden worden ist.
Ein einziges Bild hat gereicht, um die Neugier des Brasilianers Paulo Gonella zu wecken. Das Foto stammte von einem Orchideenliebhaber, der dieses bei einer Bergtour in der Nähe der Stadt Governador Valadares gemacht und auf Facebook gepostet hatte. Gonella, der an der Universität São Paulos seine Doktorarbeit über die Gattung Drosera macht und an der Botanischen Staatssammlung in München forscht, nahm sofort Kontakt mit dem Schöpfer des Fotos auf. Wenig später erforschten er und der in den USA lebende Brasilianer Fernando Rivadavia die fleischfressende Pflanze in der freien Natur. Ihre Vermutung, dass es sich um eine neue Sonnentauart handelt wurde dabei bestätigt.
Mit Hilfe des deutschen Forschers Andreas Fleischmann haben die beiden nun in einer wissenschaftlichen Zeitschrift einen Artikel über ihre Neuentdeckung veröffentlicht. Die hat den Namen Drosera magnifica erhalten, Prächtiger Sonnentau. Der kann bis zu 1,5 Meter lang werden und fadenförmige Fangblätter von bis zu 24 Zentimetern aufweisen. Die sind mit Tentakeln besetzt, die klitzernde, klebrige Tröpfchen absondern, in denen sich kleine Insekten verfangen. Mit Hilfe von Enzymen verdaut der Sonnentau anschließend seine erstickte Beute und zieht daraus die für ihn wichtigen Nährstoffe.
So wie es aussieht kommt der Drosera magnifica lediglich auf einem einzigen Berggipfel Brasiliens vor. Zumindest haben die beiden Botaniker bei ihrer Suche auf anderen Bergen der Region bisher keine weiteren Exemplare des Prächtigen Sonnentaus entdeckt. Noch ist der Lebensraum der Neuenteckung von natürlicher Vegetation bestanden.
Allerdings befindet er sich in einem Gebiet, das intensiv landwirtschaftlich genutzt wird. Am Fuß des Berges wurde der Waldbestand zudem bereits gänzlich gerodet. Eine weitere Gefährdung sind sich dort ausbreitende, exotische Invasoren, Pflanzen aus anderen Teilen der Erde, welche die in der Region heimische Flora verdrängen können. Die Botaniker hoffen aber, dass sie mit ihrer erstaunlichen Neuentdeckung den Anstoß für ein Schutzprojekt liefern können.