Geologen sind im Amazonas-Regenwald auf ein gigantisches Tunnelsystem gestoßen, das vermutlich von einem vor 10.000 Jahren ausgestorbenen Riesenfaultier gegraben worden ist. Bei dem Fund handelt es sich um den ersten paläontologischen Bau eines Tieres in der Amazonaregion.
Das unterirdische Labyrinth in der Nähe von Ponta do Abunã im brasilianischen Bundesstaat Rondônia war einigen Bewohnern der Region bereits bekannt. Doch dachten sie, dass es sich um einen von Menschen angelegten Tunnel handelt. Auch die Mitarbeiter des Serviço Geológico do Brasil (CPRM) waren nicht auf der Suche nach von Tieren angelegten Höhlen. Sie waren für das Projekt “Geodiversidade“ unterwegs, um herausragende geologische Stätten zu kartieren, die als Sehenswürdigkeiten für den nachhaltigen Tourismus angeboten werden sollen, als sie den urzeitlichen Bau entdeckten.
Mittlerweile haben die hinzu gezogenen Experten von den Universitäten in São Paulo (Unesp) und Rio Grande do Sul (UFRS) bestätigt, dass es sich um einen paläontologischen Bau eines ausgestorbenen Tieres handelt. Ausgegangen wird davon, dass deren Schöpfer ein Riesen-Faultier ist, zumal Fossilien dieses Tieres bereits in der Nähe im Tal des Flusses Madeira entdeckt worden sind. Darüber hinaus soll es Spuren von deren Klauen an den Tunnelwänden geben.
Noch ist erst ein Teil der unterirdischen Gänge gesichtet worden. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass die sich verzweigende Anlage etwa 200 Meter umfasst. Jetzt soll es weitere Studien geben und auch die Suche nach Fossilien. Forscher erhoffen sich zudem Aufschlüsse über die Lebensweise der einstigen Riesenfaultiere. Die haben vor 10.000 bis 12.000 Jahren in Südamerika gelebt, konnten bis zu sechs Meter groß und 1,5 Tonnen schwer sein. Ihre Spuren haben sie beinahe in ganz Südamerika hinterlassen.
Paläontologische Bauten von ausgestorbenen Tieren wie dem Riesenfaultier oder Gürteltieren gibt es in ganz Brasilien. Über 1.100 sind bereits entdeckt worden, die meisten von ihnen im Süden des Landes. Spitzenreiter ist der Bundesstaat Rio Grande do Sul mit über tausend Erdhöhlen. Allein beim Bau eines Teilstückes der Schnellstraße BR-116 zwischen Guaíba und Pelotas sind dort 85 Tunnel ans Tageslicht gekommen.
In Santa Catarina wurde ein 150 Meter langes Tunnelsystem entdeckt, das auf vier Stockwerke verteilt ist und acht Ausgänge aufweist. Die urzeitlichen Tunnelgänge sind in der Regel jedoch zwei Meter hoch, vier Meter breit und umfassen 200 Meter Gänge, wie es von den Experten heißt.