In der Nähe der Amazonas-Hauptstadt Manaus ist am Mittwoch (12.) eine Sprecherin einer Landgemeinschaft gekidnappt und ermordet worden. Die 52-Jährige hat sich für die Landrechte von 400 Familien eingesetzt und seit Jahren bereits Morddrohungen erhalten.
Geschehen ist der Mord an dem Tag, an dem sich in Brasília etwa 70.000 Menschen zum Marcha das Margaridas getroffen haben, mit dem der am 12. August 1983 von Großgrundbesitzern ermordeten Margarida Maria Alves gedacht und gegen die Gewalt auch im Zusammenhang mit Landrechten demonstriert werden sollte.
Wie Margarida Alves hatte sich auch Maria das Dores Salvador Priante für die Vergabe von Land an Landarbeiter eingesetzt. Stattdessen seien für die Landarbeiter vorgesehene Flächen von dem früheren Sprecher der Landgemeinschaft irregular verkauft worden, was die Ermordete zur Anzeige gebracht hatte. Auch die Morddrohungen waren nach Angaben Angehöriger und Gemeindemitglieder der Polizei und verschiedenen Behörden bereits seit zwei Jahren bekannt gewesen, ohne dass Sicherheitsmaßnahmen von öffentlicher Seite ergriffen wurden.
Vor einem Monat soll es einen Haft- und Durchsuchungsbefehl gegen den ehemaligen Sprecher gegeben haben. Allerdings konnte der Haftbefehl nicht vollzogen werden. Festgenommen wurden hingegen sein Vater und Sohn unter anderem wegen illegalen Waffenbesitzes.
Am Abend des zwölften wurde die 52-Jährige nun mit Waffengewalt aus ihrem Haus entführt und am nächsten Morgen an einer Landstraße mit zwölf Schüssen ermordet aufgefunden. Darüber hinaus soll ihr Körper Folterspuren aufgewiesen haben. Mittlerweile ist der ehemalige Sprecher, der als Hauptverdächtiger gilt, bei der Polizei vorstellig geworden. Er verneint eine Beteiligung und ist weiterhin auf freiem Fuß.
Während der Mord an der amerikanischen Missionarin Dorothy Stang in der Amazonas-Region vor zehn Jahren für weltweites Aufsehen gesorgt hat, wird der Mord an Maria Priante von den großen brasilianischen Medien nicht oder kaum erwähnt. Priante ist keineswegs die erste Kritikerin, die dieses Jahr in Brasilien ihr Leben lassen musste. Erst vor zehn Tagen wurde im nordostbrasilianischen Bundesstaat Ceará ein Radio-Journalist umgebracht, der wegen seiner kritischen Sendungen über Lokalpolitiker bekannt war.