Am heutigen Samstag (22.) wird der höchste Klimamessturm der Welt eingeweiht. Er steht inmitten des Amazonas-Regenwaldes, ist 325 Meter hoch und ist mit modernster Technik ausgestattet, die zu detaillierteren Wettervorhersagen und Klimaprognosen verhelfen soll. Die Forscher sprechen im Zusammenhang mit dem Amazonian Tall Tower Observatory (ATTO) von einem Meilenstein in der Erforschung des Erdsystems.
Etwa ein Jahr hat die Errichtung des gigantischen Stahlturmes in der 247 Kilometer Luftlinie von Manaus entfernten Reserva de Desenvolvimento Bela Vista gedauert. Ausgestattet ist das brasilianisch-deutsche Gemeinschaftsprojekt mit mehreren Plattformen und an der Base mit drei Kontainern, in denen wissenschaftliche Geräte untergebracht sind.
Sie sollen rund um die Uhr die Wechselwirkungen des dort noch relativ unbeeinflussten Regenwaldes mit der Atmosphäre messen und wichtige Aufschlüsse über die Entwicklung der Atmosphäre liefern. Weitere Erkenntnisse erwarten sich die Wissenschaftler ebenso darüber, wie sich große Waldgebiete auf die Luftmassen auswirken.
“Bisher wissen wir nur unzureichend, welche Rolle der Urwald bei der Bildung von Aerosolpartikeln und somit der Wolkenbildung spielt. Es wartet somit eine ganze Palette von Geheimnissen darauf, mit Hilfe unseres neuen Messturms aufgedeckt zu werden“, erklärt Jürgen Kesselmeier, Projektkoordinator der Max-Planck-Gesellschaft, die gemeinsam mit dem Amazonasforschungsinstitut INPA und der Universität Amazonas (UEA) für das Projekt verantwortlich zeichnet.
Von brasilianischer Seite wird ebenso der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Wissenschaftlern und Studenten der beiden Länder hervorgehoben. Bau und die ersten fünf Betriebsjahre schlagen mit etwa 8,4 Millionen Euro zu Buche, die von Brasilien und Deutschland finanziert werden.
Noch wird daran gearbeitet, den Turm mit den Messgeräten zu bestücken. Eingeweiht wird er dennoch schon jetzt. Erwartet werden zu dem Festakt neben Vertretern der beteiligten Wissenschaftseinrichtungen ebenso Brasiliens Wissenschaftsminister Aldo Rebelo und weitere Politiker, die mit den Analysen aus den ATTO-Daten ein Instrument zur künftigen Klimapolitik erhalten.