In Brasilien wird am heutigen Montag (7.) der Tag der Unabhängigkeit gefeiert. An dem wird es nicht nur Paraden geben. Vielmehr haben einige Movimentos in den sozialen Netzwerken zu gleichzeitigen Demonstrationen aufgerufen. Verzichten wird indes Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff auf eine offizielle Ansprache, um ”Panelaços” (Töpfeklappern) zu vermeiden.
Der ”Dia da Independência” geht auf einen Akt am 7. September 1822 zurück, bei dem Dom Pedro I. am Ufer des Flusses Ipiranga mit dem Ausruf ”Independência ou morte” (Unabhängigkeit oder Tod) Brasilien von der Kolonialmacht und dem Königreich Portugal losgesagt haben soll. Gefeiert wird der Tag in fast allen Städten Brasiliens mit Paraden und teilweise mit Militärvorführungen. Dieses Mal ist allerdings auch mit Demonstrationen zu rechnen.
Die Gruppe ”Revoltados Online“ (Empörte Online) haben über Facebook mit einem Video zu Protesten vor dem brasilianischen Nationalkongress in Brasília aufgerufen. Mit dabei sein wird die gigantische aufblasblare Puppe, die den ehemaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva in gestreifter Sträflingskleidung zeigt, wie es heißt.
Die ist zum ersten Mal bei den Massenprotesten am 16. August in Brasília aufgetaucht. Seitdem zieht die 12.000 Reais teure (etwa 3.000 Euro) und zwölf Meter hohe Plastikpuppe bei Protesten durchs Land. Angelastet werden ”Lula” die Korruptionsskandale, die das Land derzeit erschüttern, auch wenn es dafür keine Beweise gibt.
Doch die im Oktober 2014 mit knapp 51 Prozent wieder gewählte Rousseff macht vor anderen Protesten einen Rückzieher. Die machen vor allem in besser gestellten Stadtvierteln der großen Zentren die Runde, wenn Ansprachen der Präsidentin ausgestrahlt werden. Das war der Fall bei ihrer Ansprache zum internationalen Frauentag und ebenso bei der Propaganda ihrer Arbeiterpartei via Fernsehen. Um Töpfeklappern zu vermeiden, wird Rousseff über die sozialen Netzwerke ein Video mit ihrer Rede zum Tag der Unabhängigkeit posten.
Rousseff erlebt derzeit ein absolutes Tief an Beliebtheit. Nach Umfragen vom 8. August halten nur acht Prozent der Brasilianer die Regierung Rousseffs für gut oder optimal und 20 Prozent für regulär, während 71 Prozent sie als schlecht oder sehr schlecht einstufen.