Während sich im brasilianischen Palmas im Vorfeld der ersten Indigenen Weltspiele 116 Nationen aus aller Welt zu einem Festival der Kulturen treffen, wird bei einer öffentlichen Anhörung der Interamerikanischen Menschenrechtskomission in Washington über die Gewalt gegenüber den indigenen Völkern Brasiliens diskutiert.
Den Antrag für die Anhörung haben verschiedene Organisationen wie der Katholische Indigene Missionsrat Cimi und Global Justiz gestellt. Sie beklagen Gewaltfälle gegen die Indios und ebenso Schwierigkeiten bei der Ausweisung der per brasilianischer Konstitution zugesicherten Indio-Territorien. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die Vorfälle im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul, in dem die Ethnie Guarani-Kaiowá „konstanten Attacken von bewaffneten Milizen“ ausgesetzt ist, wie Inidios und verschiedene Einrichtungen berichten.
Vorgelegt wurde bei der Anhörung in den USA unter anderem der Bericht ”Violência Contra os Povos Indígenas” vom Missionsrat Cimi. Nach diesem wurden 138 Morde im Jahr 2014 verzeichnet sowie 135 Selbstmorde. Auf Mato Grosso do Sul entfallen dabei 41 Morde und 48 Selbstmorde. Die Selbstmordrate unter den Guarani-Kaiowá gilt als eine der höchsten der Welt. Vor allem junge Indios nehmen sich aus Perspektivlosigkeit und Scham das Leben.
Der Sprecher der indigenen Völker Brasiliens, Lindomar Terena, berichtet von bewaffneten Milizen, die von den Fazendeiros kommandiert werden und von Attacken in verschiedenen Regionen. Vor allem betroffen sind die Guarani-Kaiowá. Er wirft der Regierung mangelnde Initiativen zum Schutz der Ureinwohner Brasiliens, zur Lösung der Konflikte und zur Aufklärung der Verbrechen vor.
Der Missionsrat Cimi spricht von ”systematischen Attaken“ und einem ”intensen Gewaltprozess“ gegen die indigenen Völker. Verantwortlich macht er unter anderem die brasilianische Regierung, die den Demarkationsprozess auf Eis gelegt hat, keinen Schutz der bereits ausgewiesenen Gebiete und keine ausreichende Gesundheitsvesorgung der Völker bietet, wie Cimi-Vertreter Cleber Busato sagt.
Der brasilianische Botschafter José Luiz Machado e Costa erklärte hingegen, dass die Probleme im Zusammenhang mit den Landkonflikten von der Regierung sehr wohl behandelt würden. So werde die Bundespolizei und in Ausnahmefällen das Militär zur Konfliktbeilegung eingesetzt. Darüber hinaus versuche die Regierung die ausstehenden Demarkationsprozesse zu lösen.
Er verwies zudem darauf, dass Brasilien heute über 680 indigene Territorien mit 1,1 Millionen Quadratkilometern aufweise, was 12,6 Prozent der Landesfläche entspreche. In Mato Grosso do Sul ergebe sich die schwierige Situation durch die Jahrzehntelange Besetzung der Indiogebiete durch ”produtores rurais“, Fazendeiros. Die absolute Mehrheit der indigenen Territorien wurde allerdings nicht unter dem Mandat von Präsidentin Dilma Rousseff ausgewiesen, sondern von ihren Vorgängern.