Am Samstagabend (31.) sind im brasilianischen Palmas mit einem Feuerwerk die ersten Indigenen Weltspiele zu Ende gegangen, an denen sich die Urvölker aus 24 Ländern aller Kontinente der Erde beteiligt haben. Der historische Event hat die Erwartungen bei Weitem übertroffen. In nur wenigen Tagen sind über 100.000 Besucher gezählt worden, die einen kleinen Eindruck vom kulturellen Reichtum der verschiedensten indigenen Völker bekommen haben. Was bleibt, ist die Freude über das Gelingen und die Wehmut, dass das einzigartige Ereignis schon vorbei ist.
Die Weltspiele waren geprägt von vielen markanten Momenten, wie der heiligen Feuerzeremonie am Vorabend der offiziellen Eröffnung. Bei der Eröffnungsfeier in der Arena Verde sorgte dann die Sängerin Djuena Tikuna vom Volk der Tikuna für Emotionen. Sie hat die brasilianische Hymne zuerst in der Sprache ihres Volkes und dann in portugiesisch gesungen. Willy Littlechild, Repräsentant der kanadischen Delegation, verlas eine Nachricht des UN-Generalsekretärs Ban Ki-Moon. Die Spiele zeigten, wie Sport die Völker vereinen und zum Frieden beitragen könne, so Littlechild vom Volk der Cree.
Die Vereinigung der Völker und das Zelebrieren ihrer Kulturen waren das Hauptanliegen der Jogos Mundiais dos Povos Indígenas. Dieses Ziel wurde meisterhaft umgesetzt. In der Oca da Sabedoria stellten die Völker aus allen Ecken der Welt einige ihrer Riten vor, debattierten gemeinsam und tauschten Erfahrungen aus. Im Dorf der Weltspiele trafen sie sich zum Fußballspielen, zum Üben für die verschiedensten Disziplinen und um die traditionellen Spiele anderer Völker kennenzulernen.
Wie vielfältig die sportlichen Spiele der Indigenen sind, haben die Demonstrationsspiele gezeigt. Für Aufsehen sorgte dabei unter vielen anderen das “Pelota de Fogo“, eine Art Sandhockey mit einem Feuerball, das bei den mexikanischen Ethnien Tradition ist. Dass der Fußball mit dem Kopf gespielt werden kann, demonstrierten die Paresi mit ihrem traditionellen Jikunahati.
Vom 23. bis zum 31. Oktober sind zudem 1.700 Männer und Frauen bei acht Integrationsspielen und einer Fußballmeisterschaft angetreten. Die 24 brasilianischen Ethnien waren mit 1.129 Athleten vertreten. Sie haben sich beim Lanzenwerfen gemessen, dem Bogenschießen, 100-Meterlauf, 8.400-Meter-Lauf, Schwimmen, Kanufahren, dem Seilziehen und dem Lauf mit einem geschulterten Baumstamm. So mancher hat sich dabei so verausgabt, dass er oder sie auf der Bahre liegend von den Sanitätern vom Platz getragen werden musste. Immer weider wurden die Wettbewerbe von einem Siegestanz und einem anschließenden Verbrüderungstanz gemeinsam mit den „Gegnern“ gekrönt.
Angefüllt waren die Weltspiele mit etlichen Zeremonien und Ritualen, wie dem Vollmond-Ritual der Charrua oder dem Heiltanz der Cree. Die Frauen haben beim Cunhã Pora Desfilee ihre Schönheit und ihre Völker präsentiert und die indigenen Rapper Brô Mc’s in ihrer Sprache Guarani und in Portugiesisch von ihrem Leben in den aldeias erzählt.
Publikumsmagnet war ebenso die “Feira Internacional da Arte e Artesanato Indígena“, bei der brasilianische Indios und Völker aus anderen Ländern ihre handgefertigten Produkte zum Kauf angeboten haben. Der Kunsthandwerkermarkt war so begehrt, dass die Besucher teilweise vor den Türen warten mussten, bis wieder Platz für weitere Gäste war.
Bis zum Freitag (30.) haben über 104.000 Menschen die Weltspiele besucht. 300 Journalisten aus der ganzen Welt haben sich bei den ersten Indigenen Weltspielen registriert, um über sie zu berichten, darunter auch Journalisten aus Deutschland, Frankreich, China, Japan und den USA.
Überschattet wurden die Spiele indes von der Entscheidung einer Kommission, die Ausweisung der Indio-Territorien der Indio-Behörde Funai und der Justiz zu entziehen und dem von der Agrolobby geprägten Kongress zu übertragen. Noch muss jedoch der Kongress über diese Änderung abstimmen. Am Mittwochabend (28.) haben daraufhin aus Protest etwa 100 Indios die Arena Verde gestürmt und Unterstützung aus dem Publikum und ebenso von Ethnien anderer Länder erhalten. Nach 20 Minuten haben sie die Arena wieder verlassen, die Demonstrationsspiele wurden daraufhin jedoch zur Enttäuschung des Publikums abgesagt.
Abgesehen davon und von ein paar kleinen organisatorischen Problemen, die bei fast allen Großveranstaltungen vorkommen, können die ersten Jogos Mundiais dos Povos Indígenas jedoch als Erfolg verbucht werden. Profitiert haben von ihnen nicht nur die Indios. Zahllose Touristen haben für eine hundertprozentige Auslastung der Hotelbetten in der Stadt Palmas, gefüllte Restaurants und in neun Tagen für einen Umsatz von über 2,5 Millionen Reais (umgerechnet derzeit etwa 620.000 Euro) gesorgt. Von der brasilianischen Regierung wurden zehn Millionen Reais (etwa 2,5 Millionen Euro) für den Bau eines Sportzentrums angekündigt, das dort entstehen soll, wo die indigenen Weltspiele stattgefunden haben.
Die Indios haben darüber hinaus in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt der Stadt Palmas den Grundstock für einen “Parque Ecológico dos Povos Indígenas“ (Ökopark der indigenen Völker) gelegt und an den Ufern des Flusses Taquaraçu-Grande 200 Bäume gepflanzt.
Bleibt die Hoffnung, dass der Event auch zu einer verdienten Anerkennung der indigenen Völker in der westlichen Gesellschaft beigetragen hat. Auch wenn die Print- und Fernsehmedien trotz ihrer Präsenz vor Ort nur wenig über die weltweit erstmals ausgetragenen Indigenen Spiele berichtet haben, sind doch tausende farbenprächtige Bilder über das Internet um die Welt gegangen. Sie zeigen auf ihre Kultur mit Recht stolze Männer, Frauen und Kinder in der jeweiligen Tracht ihres Volkes.
Bereits festgelegt haben die Urvölker, dass die nächsten indigenen Weltspiele 2017 in Kanada ausgetragen werden sollen.
Nachfolgend die bebilderte Zusammenfassung der 1. Indigenen Weltspiele in Palmas Brasilien 2015