In mehreren Bundesstaaten Brasilien steigt die Zahl der Mikrozephalie-Fälle bei Neugeborenen dramatisch an. In nur einer Woche ist die Zahl der mit der Anomalie geborenen Babys von 399 auf 739 angestiegen. Als Auslöser steht der Zika-Virus in Verdacht, der von der Tigermücke (Aedes Aegypti) übertragen wird.
Schon vor einer Woche hat das brasilianische Gesundheitsministerium von einer Epidemie gesprochen und einen nationalen Notstand ausgerufen, mit dem Untersuchungen beschleunigt werden sollen. Seitdem hat sich die Zahl der betroffenen Neugeborenen drastisch erhöht. Betroffen sind acht Bundesstaaten im Nordosten Brasiliens und mittlerweile ebenso einer im zentralen Westen des Landes. In Pernambuo im Nordosten wurden mit 487 Fällen bisher die meisten dieser Anomalien registriert, die zu einem kleineren Kopfumfang, kleineren Gehirn und geistigen Behinderungen führt.
Im gesamten Jahr 2014 sind in ganz Brasilien nur 147 Fälle von Mikrozephalie bekannt geworden. Das gehäufte Auftreten in den vergangenen drei Monaten wird dem Zika-Virus zugeschrieben, an dem Frauen während der Schwangerschaft erkrankt sind. Das Gesundheitsministerium spricht von einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit. Weltweit wurde ein solcher Zusammenhang bisher allerdings nicht konstatiert. Entdeckt wurde der Zika-Virus jedoch im Fruchtwasser von zwei Schwangeren, deren Babys mit Mikrozephalie diagnostiziert wurden.
Während Forscher verschiedener Einrichtungen an einem Impfstoff gegen den Zika-Virus arbeiten und an den Untersuchungen zur Mikrozephalie, wird den Frauen im Nordosten Brasiliens empfohlen, eine Schwangerschaft zu vermeiden oder gegen Mückenstiche vorzubeugen.
Erstmals identifiziert wurde der Zika-Virus in Brasilien im April dieses Jahres. Erkrankungen sind bereits in 18 der 26 Bundesstaaten aufgetreten. Allerdings treten bei einer Infizierung nicht immer Symptome auf, wie Hautrötung, leichtes Fieber und Gliederschmerzen.
Nicht nur der Zika-Virus wird von der Tigermücke übertragen, sondern ebenso Dengue und das Chikungunya-Fieber. Auch bei diesen Krankheiten wurden 2015 hohe Zahlen vermeldet. Nach einem am Dienstag (24.) vom Gesundheitsministerium vorgelegten Bericht sind von Januar bis Mitte November dieses Jahres über 1,5 Millionen Menschen an Dengue erkrankt, sieben Prozent mehr als 2013, in dem eine Dengue-Epidemie verzeichnet wurde.
Die meisten Dengue-Erkrankungen wurden mit 2.314 Fällen pro 100.000 Einwohner in Goias registriert, gefolgt vom Südosten mit 1.615 Fällen pro 100.000 Einwohnern. 811 Menschen sind 2015 bereits an Dengue gestorben. Mit dem Chikungunya-Fieber haben sich 17.131 Menschen angesteckt.