In vielen Städten Brasiliens sind am Sonntag (14.) tausende Menschen auf die Straßen gegangen. Gefordert haben sie vor allem eine Amtsenthebung der Präsidentin Dilma Rousseff und ein Ende der Korruption. Von Regierungsvertretern werden die Demonstrationen als “normal“ eingestuft.
In 90 bis 100 Städten Brasiliens hat es am Sonntag Demonstrationen gegeben. Allerdings sind dieses Mal bei Weitem wesentlich weniger Menschen den Aufrufen verschiedener Organisationen wie “Vem pra Rua“ (Komm auf die Straße) und “Movimento Brasil Livre“ (Bewegung Freies Brasilien) gefolgt. Während bei den Protesten am 15. März etwa zwei Millionen Menschen gegen die Politik Dilma Rousseffs und für ein Amtsenthebungsverfahren demonstriert haben, konnten dieses Mal die Massen nicht bewegt werden.
Die größte Zahl an Demonstrationsteilnehmern wurde aus São Paulo vermeldet mit 40.000 Teilnehmern laut dem Institut Datafolha und 80.000 laut den Organisatoren. Im März waren es dort hingegen etwa eine Millionen Menschen. In der Hauptstadt Brasíla haben sich nach Polizeiangaben 6.000 Demonstranten vereint, nach Angaben der Organisatoren waren es 30.000.
Im Vorfeld waren die Demonstrationen als Stimmungsbarometer eingestuft worden, zumal am 2. Dezember der Präsident des Abgeordnetenhauses, Eduardo Cunha, ein Antragsverfahren für ein Impeachment Rousseffs zugelassen hat. Gegen Cunha wird allerdings unter anderem wegen illegalen Konten im Ausland, Schmiergeldzahlungen, Geldwäsche und Steuerhinterziehung ermittelt. Auch sein Rücktritt wird von immer mehr Demonstrationsteilnehmern gefordert.
Von den Organisatoren wurde die geringere Zahl der Teilnehmer mit der kurzen Vorbereitungszeit von zehn Tagen begründet. Sie haben die Proteste zudem als “Aufwärmung“ bezeichnet und weitere im März 2016 angekündigt.
Minister Edinho Silva hat die Demonstrationen in einem kurzem Statement als normal für eine Demokratie bezeichnet. Gleiches war bei vergangenen Protesten von Präsidentin Dilma Rousseff zu hören.
In einigen Städten haben sich auch Oppositionspolitiker unter die Demonstranten gemischt. Dieses Mal nicht beteiligt hat sich indes Aécio Neves, der bei den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr nur knapp unterlegen ist. Nachdem er an den Protesten im August teilgenommen hatte, hat er sich dieses Mal nur auf das Teilen von Informationen zu den Demonstrationen über die sozialen Netzwerke beschränkt.