Tausende Brasilianer verwandeln sich in Weihnachtsmänner

Nicht in allen Stuben Brasiliens können sich am Heiligabend die Kinder über Geschenke freuen. Doch für einige von ihnen gehen die Wünsche dennoch in Erfüllung. Etliche große und kleine Initiativen von tausenden Brasilianern sorgen in dem tropischen Land für ein Weihnachtsfest der besonderen Art, in dem die Herzen zu Wort kommen und die Solidartät im Vordergrund steht.

O Natal D’Água  FOTO: CLÁUDIO SANTOS/ AG. PARÁ DATA: 13.12.2014 BELÉM - PARÁ
Auch per Boot kommt der Papai Noel in Brasilien – Foto: Claudio Santos / Agencia Pará

Bei der Post eingehende Briefe mit Wünschen an den Weihnachtsmann werden seit Jahren von einem Heer von Freiwilligen mit Geschenken beantwortet. Die “cartas“ an den “Papai Noel dos Correios“ (Nikolaus der Post) bewegen die Herzen. In etlichen wird die Not der Familien deutlich, von deren Einkommen nicht genügend übrig bleibt, um ein Fahrrad für den Sohn oder Ballettschuhe für die Tochter zu kaufen oder auch nur einen Schulranzen. Manche der Buben und Mädchen bitten aber nicht nur für sich ein für sie ein scheinbar unerreichbares Geschenk, sondern ebenso für ihre Geschwister oder Freunde.

Die Briefe landen nicht in Schubladen. Sie werden zur “Adoption“ freigegeben. Wer sie adoptiert, verpflichtet sich, die Wünsche zu erfüllen. Auch einige Militäreinheiten verschiedener Munizipen beteiligen sich an der Aktion und sorgen für strahlende Kinderaugen. Über 350.000 der über 500.000 eingegangenen Briefe sollen dieses Jahr adoptiert worden sein. Die Aktion existiert bereits seit 26 Jahren.

Aber nicht nur große Einrichtungen sorgen für erfüllte Wünsche. In großen und auch kleinen Städten schließen sich Frauen und Männer zusammen, sammeln Puppen, Spielzeugautos, Bälle und Süßigkeiten, um diese in den ärmeren Stadtvierteln bei 35 Grad und mehr als Nikolaus verkleidet zu verteilen.

Frauen häkeln Babykleidung und verteilen sie in den öffentlichen Krankenhäusern zur Weihnachtszeit an die Neugeborenen und ihre Mütter. In einer anderen Stadt ist es eine Frau, die hundet Stoffpuppen genäht hat und diese und anderes Spielzeug gemeinsam mit ihrer Familie in einem Kinderkrankenhaus den kleinen Patienten übergibt.

Etliche Rentner und Rentnerinnen spielen das ganze Jahr über Puppendoktor, nehmen alte Puppen entgegen, um sie zu reparieren, mit neuer Kleidung auszustatten, bringen Spielzeugautos wieder zum fahren und übergeben ihre Werke mit einem Fest an bedürftige Mädchen und Buben.

Für eine Überraschung hat im Süden Brasiliens auch eine Putzfirma gesorgt, die dem Nikolaus Spiderman, Batman, Superman und Ironman zur Seite gestellt hat. Sie haben sich zum großen Erstaunen der kleinen Patienten am Kinderkrankenhaus in Joinville abgeseilt und ihnen dann ein Geschenk überreicht.

In der Amazonas-Region kommt der Nikolaus mit dem Boot und bringt die guten Gaben auch in abgelegene Dörfer der Flußanwohner, die nur schwer zugänglich sind. Die Initiative geht auf vier Freunde zurück, die 1998 Erfolg in ihrem Berufsleben hatten und davon ein wenig an bedürftige Kinder abgeben wollten. Mittlerweile zählen zu den “Amigos do Papai Noel“ (Freunde des Nikolaus) 80 freiwillige Helfer, die jährlich 10.000 Kinderherzen erfreuen.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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