Beinahe täglich steigt die Zahl der im Süden Brasiliens von Hochwasser betroffenen Munizipen. Mittlerweile leiten 40 Städte unter den Überschwemmungen, 2.204 Familien sind betroffen und 1.800 in Notunterkünften untergebracht. Über die Ufer getreten sind dabei etliche Flüsse und Bäche, unter anderem der Rio Uruguai, der ebenso im benachbarten Argentinien für tausende Evakuierungen geführt hat.
In nur einer Woche sind im Westen des Bundesstaates Rio Grande do Sul über 500 Millimeter Regen gefallen, so viel wie in einigen Ländern Europas in einem ganzen Jahr nieder gehen. Betroffen sind über 6.500 Menschen, deren Häuser unter Wasser stehen. Statt einer Regenpause werden jedoch weitere Niederschläge vorhergesagt.
Etliche Flüsse der Region werden monitoriert, unter ihnen der Rio Quaraí, der bereits einen Rekordwasserstand von 15,28 Metern erreicht hat. Beim Rio Uruguai sieht es ähnlich aus, dort sind am Samstag 11.05 Meter registriert worden, wobei acht Meter schon als Alarmstufe gelten.
Gerechnet wird damit, dass sich die Zahl der Betroffenen in den kommenden Tagen noch erhöhen wird, da der Wasserstand weiterer Flüsse ebenso steigend ist und in einigen Fällen nur noch wenige Zentimeter bis zum Übertreten fehlen. Zwölf Munizipen haben bereits den Notstand ausgerufen.
Betroffen ist nicht nur der Süden Brasiliens. In den Nachbarländern Argentinien, Paraguay und Uruguay sind mittlerweile etwa 150.000 Menschen evakuiert und sechs Todesopfer verzeichnet worden.
Ausgelöst wurden die starken Niederschläge und Überschwemmungen vom Klimaphänomen El Niño, das dieses Jahr eins der stärksten in der Geschichte Südamerikas ist. Es sorgt vor allem im Süden und Südosten Brasiliens für hohe Niederschlagsmengen und in der Amazonasregion und im Nordosten des Landes für starke Trockenheit.
Präsidentin Dilma Rousseff hat den überschwemmten Süden Brasiliens am Samstag (26.) überflogen und Hilfen auf drei Ebenen zugesichert. Neben Sofortmaßnahmen umfassen diese ebenso ein Umsiedlungsprogramm, mit dem die Familien mit Häusern in Gefahrenzonen über das Programm “Minha Casa, Minha Vida“ eine neue Bleibe außerhalb von Überschwemmungsbereichen erhalten sollen.