Die größte Feuchtsteppe der Welt läuft Gefahr, sich in den kommenden 80 Jahren auszutrocknen. Laut Wissenschaftlern könnten sich die Durchschnittstemperaturen im Pantanal bis 2100 um bis zu sieben Grad erhöhen. Vermutet wird, dass sich dadurch auch das Niederschlagsregime und die für das Feuchtgebiet so wichtigen regelmäßigen Überschwemmungen stark verringern werden.
“Climate Change Scenarios in the Pantanal“ lautet die Studie, die in dem vom Schweizer Springerverlag erst unlängst publizierten Buch “Dynamics of the Pantanal Wetland in South America“ veröffentlicht wurde. In der Studie berufen sich die Wissenschaftler auf Daten aus dem “Fifth Assesment Report“ (2014) des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), in dem für 2100 von einer globalen Erwärmung von 3,7 bis 4,8 ausgegangen wird.
Nach den lokalen Bedingungen des Pantanal wird für dieses indes schon für 2040 mit einer Erhöhung von zwei bis drei Grad gerechnet. Bis 2070 könnten sie sich sogar zwischen vier bis fünf Grad und bis 2100 bis über sechs Grad erhöhen, wie das Team des brasilianischen Hydrographen und Meteorologen José Antonio Marengo Orsini berechnet hat.
Für das größte Feuchtgebiet der Welt hätte dies enorme Folgen. Statt der bisherigen Höchsttemperaturen an Sommertagen von um die 40 Grad, könnten diese dann bei wüstenähnlichen 50 Grad liegen. Während dadurch mit einer höheren Verdunstung zu rechnen ist, wird gleichzeitig von geringeren Niederschlagsmengen ausgegangen. Die könnten um 30 bis 40 Prozent zurückgehen.
Als mögliche Folgen werden geringere Überschwemmungsflächen und längere Trockenzeiten genannt. Beides könnte wiederum zu Veränderungen bei der Zusammensetzung der Pflanzenarten führen. Auf Feuchte angewiesene Pflanzenarten könnten verschwinden und durch solche verdrängt werden, die ein trockneres Klima bevorzugen. Auswirken würde sich dies wiederum auf das Nahrungsangebot für die für die Feuchtsavanne typische Tierwelt.
Marengo macht in seinem Bericht zwar deutlich, dass es bezüglich des Niederschlagsregimes und der klimatischen Projektionen noch Unsicherheiten gibt, verweist aber auch auf eine zusätzliche Bedrohung für das Pantanal, die der veränderten Landnutzung.