Am Dienstag (19.) wird in Brasilien der “Tag des Indio“ begangen. Mit ihm soll unter anderem auf die Urvölker und ihre Kulturen aufmerksam gemacht werden. Etliche Völker haben die verschiedensten kulturellen Veranstaltungen, Märkte und ebenso Proteste geplant. Mit speziellen Programmen warten ebenso verschiedene öffentliche Einrichtungen und Nichtregierungsorganisationen auf.
In Rio de Janeiro werden bis zum 24. April Filme vorgeführt, die von Indios gedreht wurden und die Welt der brasilianischen Urvölker zeigen. Im Parque Lage gibt es neben einem Markt mit den Kunsthandwerken der Indios, eine Ausstellung, kulturelle Präsentationen, Debatten und Vorträge.
Das Volk der Terena wartet mit dem 14. “Festa Índigena“ im Aldeia Ekeruá auf. Auf dem Programm stehen neben Tänzen, Workshops und Vorträgen auch eine Theateraufführung über die Herkunft des Volkes Terena.
Rechtzeitig zum “Tag des Indio“ hat auch die brasilianische Regierung die Ausweisung eines weiteren Territoriums bekannt gegeben, der “Terra Indígena Cachoeira Seca“ im Westen des Bundesstaates Pará. In dem 730.000 Hektar umfassenden Gebiet leben die Indios der Ethnie Arara. Seine Ausweisung war eine der Bedingungen für den Bau des umstrittetenen Wasserkraftwerkes Belo Monte.
Doch ist längst nicht alles Eitel Sonnenschein. Theoretisch ist die Ausweisung der Indio-Territorien per Konstitution verankert. In den vergangenen Jahren sind jedoch nur wenige demarkiert worden. In etlichen Regionen führt dies zu Konflikten, wie im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, in dem es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen kommt.
Berichtet wird von nächtlichen Überfällen, Einschüchterungsversuchen durch Schüsse und sogar dem Versprühen von Agrochemikalien, um die Indio-Familien der Guarani-Kaiowá von dem Gebiet zu vertreiben, das ihnen zwar rechtlich bereits 2010 zugesprochen wurde, aber immer noch nicht ausgewiesen ist. Stattdessen wird es von Weißen intensiv landwirtschaftlich genutzt.
In dem vom katholischen indigenen Missionsrat Cimi im Oktober vorgelegten Bericht über die Gewalt gegenüber den indigenen Völkern wird zudem auf eine steigende Selbstmordrate verwiesen. Vor allem Jugendliche nehmen sich wegen ihrer scheinbar aussichtslosen Situation das Leben.
Ohne Land sehen sich viele von ihnen ohne Zukunft. Erst vor wenigen Tagen ist auch über Facebook ein trauriger Hilferuf vom Volk der Karajá erfolgt. Seit Beginn dieses Jahres haben bereits drei Jugendliche eines Karajá-Dorfes Selbstmord begangen. Vor wenigen Tagen sei es zudem zu fünf weiteren Selbstmordversuchen gekommen, die vereitelt werden konnten.
Nach wie vor nicht vom Tisch sind die Anstrengungen der Agrarlobbyisten eine Gesetzesänderung zu bewirken, der PEC 215, mit der nicht mehr die Indio-Behörde Funai für die Ausweisung von Indio-Territorien zuständig wäre, sondern das Parlament selbst, in dem Großgrundbesitzer und Agrarlobbyisten stark vertreten sind.
Dennoch gibt es auch einige positive Nachrichten. Ein großer Erfolg waren die ersten internationalen indigenen Spiele, die Ende 2015 im brasilianischen Palmas ausgetragen wurden. Über 300 Journalisten aus der ganzen Welt haben über den außerordentlichen Kultur- und Sportevent berichtet, zu dem sich die Urvölker aus 25 verschiedenen Ländern aller Kontinente getroffen hatten.
Mit etwas Glück werden einige Indio-Athleten auch bei der Olympiade vertreten sein. Derzeit kämpfen drei junge Männer und eine Frau in der Disziplin des Bogenschießens um die Teilnahme bei den olympischen Spielen. Sie haben an einem Projekt zur Integration und Sportförderung Indigener teilgenommen und sich in kürzester Zeit einen Platz unter den besten Bogenschützen Brasiliens erobert.
Auch an den Universitäten erobern sich immer mehr Indigene ihre Rechte. An der Universität Amazonas (Ufam) ist es erstmals Diplomanten vom Volk der Tukano erlaubt worden, ihre Abschlußarbeit in ihrer Muttersprache zu verfassen.