Brasilianische Behörden weisen die Forderung zurück, die in wenigen Wochen in Rio de Janeiro stattfindenden olympischen und paralympischen Spiele zu verschieben oder auf einen anderen Ort zu verlegen. Gefordert worden ist dies von einer Gruppe von 150 Medizinern und Wissenschaftlern aus 28 Ländern, die sich mit einem offenen Brief an die Weltgesundheitsorganisation WHO gewandt haben.
Angeführt werden von ihnen eine steigende Zahl von Zika-Fällen in Rio de Janeiro und die Möglichkeit, dass sich der Virus durch internationale Besucher der Olympiade weltweit weiter verbreiten könnte. In Brasilien wird die Gefahr weniger dramatisch eingeschätzt. Die olympischen und paralympischen Spiele finden während des brasilianischen Winters statt, in dem ohnehin weniger Mücken aktiv sind.
Das Gesundheitsministerium verweist dabei auf Zahlen aus dem vergangenen Jahr. Der August 2015 sei der Monat mit der geringsten Zahl von Neuansteckungen mit Dengue gewesen, heißt es. Dengue wird ebenso wie Zika und Chikungunya von der Tigermücke (Aedes aegipti) übertragen.
Brasilien ist keineswegs das einzige Land mit Zika. Laut einer WHO-Mitteilung vom 12. Mai wurde der Virus bisher weltweit in 58 Ländern nachgewiesen. Da Wissenschaftler davon ausgehen, dass er bei ungeborenen Kindern Hirnschäden hervorrufen kann, rät WHO jedoch Schwangeren davon ab, die Olympiade und Paralympics in Rio de Janeiro zu besuchen.
Allen anderen Besuchern wird zu Vorsorgemaßnahmen geraten, wie die Verwendung von Repellents, das Tragen heller, langärmeliger Kleidung die Bevorzugung von Unterkünften mit Klimaanlagen und das Vermeiden von Regionen ohne Kanalisation. Darüber hinaus sollte während des Aufenthalts bis zu vier Wochen danach nur “Safer Sex” praktiziert werden, da infizierte Personen den Virus per Geschlechtsverkehr übertragen können.
In Brasilien wird seit Monaten fieberhaft an einer Eindämmung der Verbreitungsherde der Tigermücke gearbeitet. Da sie sich in stehenden Kleinstgewässern und Wasseransammlungen fortpflanzt, gibt es landesweit Aktionen zur Vermeidung dieser Wasseransammlungen. Im Einsatz sind tausende Agenten, um Häuser, Gärten und öffentliche Anlagen zu kontrollieren, Verbreitungsherde zu eliminieren und die Bevölkerung aufzuklären.
Nach einer Mittleitung des Gesundheitsministerium vom 25. Mai werden während der Olympiade 3.500 zusätzliche Agenten im Einsatz sein. Hinzu kommen 2.500 bereits unter Vertrag genommene Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen, um die Versorgung in den Krankenhäusern während des Großevents zu verstärken.
Etliche Spezialisten sehen zudem kein Risiko für die öffentliche Gesundheit. Die Gefahr, sich mit dem Zika-Virus zu infizieren, ist zwar nicht null, aber auch nicht hoch, heißt es. Von der Weltgesundheitsorganisation wird dies ähnlich gesehen.
Nach Medienberichten soll sie die Forderung zur Verschiebung oder Verlegung der olympischen Spiele bereits abgelehnt haben, da dies die Möglichkeit einer Verbreitung des Zika-Virus nicht signifikant beeinflusse.