Der Amazonas-Regenwald beherbergt beinahe 12.000 verschiedene Baumarten und damit mehr als alle anderen Biome der Welt. Zu dem Ergebnis ist eine Studie gekommen, für die Daten von über 530.000 Aufzeichnungen und Herbarienpflanzen ausgewertet worden sind, die in den vergangenen 300 Jahren in der Amazonas-Region von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt gesammelt worden sind.
Die Forschergruppe um Hans ter Steege vom Naturalis-Zentrum für Biodiversität in Holland hat eine wahre Sisyphusarbeit geleistet. Sie hat Aufzeichnungen und Herbarienpflanzen von zahllosen Forschern unter die Lupe genommen, die in dutzenden rund um den Globus verteilten Museen, Herbarien und Institutionen aufbewahrt werden und von Naturforschern seit 1707 gesammelt worden sind.
Insgesamt haben sie dabei 11.676 verschiedene Baumarten identifiziert, deren Stamm in einer Höhe einen Durchmesser von über zehn Zentimetern hat. Veröffentlicht worden ist das Ergebnis der Studie im “Scientific Reports“. In dem hat Hans ter Steege 2013 bereits einen Artikel geschrieben, bei dem er die Zahl der Baumarten auf 16.000 geschätzt hat.
Mit der jetztigen Studie wird die geschätzte Artenzahl bestätigt, wie die Forscher betonen. Sie gehen davon aus, dass längst noch nicht alle Bäume des sieben Quadratkilometer umfassenden Amazonas-Regenwaldes wissenschaftlich erfasst sind.
Um auch die “restlichen“ 4.000 Baumarten zu klassifizieren wären bei dem momentanen Forschungsrhythmus mindestens 300 Jahre notwendig, wie es heißt. Erschwert wird die Arbeit nicht nur durch den dichten und teilweise äußerst unwegsamen Wald, sondern ebenso, weil viele der Bäume so selten sind, dass sie schlichtwegs kaum aufzuspüren sind.
Rafael Paiva Salomão vom Museum Paraense Emílio Goeldi vergleicht die Arbeit deshalb mit der Suche einer Nadel im Heuhaufen.
Wie wichtig die Artenvielfalt des Amazonas-Regenwaldes für den Menschen ist, wird am Beispiel des Gummibaums deutlich. Ohne dem würden heute keine Autos fahren deren Reifen aus dem Latex des Gummibaums angefertigt werden. Rafael Paiva Salomão verweist zudem auf die Bedeutung der Früchte und Nüsse für die Ernährung sowie der Pflanzen für die Medizin und selbst die Parfümindustrie.