Im Süden Brasiliens beschäftigt derzeit die Frage nach der Sicherheit von Wal und Mensch die Gerichte. Nachdem in der südlichen Region des Bundesstaates Santa Catarina die Walbeobachtung per Booten suspendiert worden ist, hat nun ein Gericht wieder grünes Licht gegeben. Walschutzorganisationen verweisen auf Widersprüche und haben Einspruch angekündigt.
Vor allem Muttertiere mit ihren Neugeborenen werden in den brasilianischen Wintermonaten von Juli bis Oktober an der Südküste Santa Catarinas gesichtet. Die Region gilt als Kinderstube der Wale und ist für deren Vermehrung von großer Bedeutung.
Anders als in anderen Abschnitten Brasiliens halten sich die Südlichen Glattwale (Eubalaena australis) in Santa Catarina nahe der Küste auf. Wale-Watching wird deshalb auch vielerorts vom Festland aus angeboten. Dieses Jahr sind laut der Organisation “Sea Shepherd Conservation Society“ erst sechs Glattwale in der Region gesichtet worden.
Angefangen hat der gerichtliche Streit 2012 mit einer Anzeige von “Sea Shepherd“ gegen den Waltourismus mit Booten. Vertreter der Organisation haben unter anderem von Vorfällen berichtet, bei denen Wale-Watcher versucht haben, auf einem Wal zu stehen. Vom Gericht wurde eingeräumt, dass es Mängel gebe und im Mai 2013 die Walbeobachtung per Boot in Garopaba, Imbituba und Laguna untersagt.
Seitdem beschäftigen sich Gerichte, Umweltbehörden, Marine und Nichtregierungsorganisationen mit der Frage, wie ein unschädlicher Waltourismus aussehen könnte. Erarbeitet worden sind ein Plan zur Kontrolle der Walbeobachtungsboote und ihren Aktivitäten sowie Normen. Jetzt hat ein Gericht diesen Plan anerkannt und die touristische Aktivität zur Beobachtung der gigantischen Meeressäuger per Boot wieder freigegeben.
Von der “Sea Shepherd“ wird die Entscheidung kritisiert. Die erarbeitete Norm sieht vor, dass die Boote 120 Meter Abstand zu den Tieren halten müssen, ihre Motoren aber nicht abschalten dürfen.
“Sea Shepherd“ argumentiert, dass im Bereich der Wellenbrecher laufende Motoren für die Tiere eine starke Belästigung darstellen und Mensch und Tier dadurch gefährdet sein könnten.
Im Prozess wurde von der Organisation auf Unfälle verwiesen, zu denen es andernorts durch die Reaktion der Tiere gekommen ist, sowie auf Verletzungen der Wale durch die Rotorblätter des Motors.