In Brasilien gelten die traditionellen “vaquejadas“ künftig als Tierquälerei und sind damit verboten. Dahinter verbergen sich Rodeos, bei denen die Ochsen von zwei Reitern am Schwanz gezogen und zu Fall gebracht werden. Um die Tradition zu legalisieren hatte der Bundesstaat Ceará diese mit einem Gesetz als sportlichen Event eingestuft. Der Oberste Gerichtshof STF hat dieses nun jedoch gekippt.
Seit über einem Jahr ist am Obersten Gerichtshof die Legalität der “vaquejadas“ diskutiert worden. Jetzt haben die Richter mit sechs zu fünf Stimmen beschlossen, dass das in Ceará erlassene Gesetz gegen die Konstitution verstößt.
Die Praxis bedeutet für die Tiere eine Quälerei, so die Mehrheit der STF-Juristen. Richter Marco Aurélio hat dabei auf Gutachten verwiesen, in denen Knochenbrüche, Bänderrisse, Risse der Blutgefäße und Verletzungen der Wirbelsäule der Ochsen die Rede ist. Verletzungen würden aber auch die Pferde der Reiter erleiden.
Von den Befürwortern wird indes damit argumentiert, dass es sich um eine Tradition handelt. Vor allem im Nordosten Brasiliens ziehen die vielerorts stattfindenden “vaquejadas“ jährlich tausende von Besuchern und Touristen an.
Nach Angaben der Regierung Cearás sollen sie für 14 Millionen Reais (umgerechnet derzeit etwa vier Millionen Euro) Umsatz im Jahr verantwortlich sein. Darüber hinaus sollen sie 600.000 Menschen Arbeitsplätze bieten.
In der Regel werden die Rodeos von einem umfangreichen Programm begleitet, mit Musikveranstaltungen und ebenso Verkaufsbuden. Dass der Teil mit der Erniedrigung der Ochsen nun verboten ist, wird von Tierschützern gefeiert. Seit über 20 Jahren haben sie sich für eine Abschaffung dieser fragwürdigen Tradition eingesetzt.
Theoretisch bezieht sich das Aus für die “vaquejadas“ lediglich auf den Bundesstaat Ceará. Es kann jedoch als Präzedenzfall gelten, da sich die Richter bei ihrer Begründung auf die Tierquälerei und einen Verstoß gegen die brasilianische Konstitution bezogen haben. Auch wenn der Schwerpunkt dieser Rodeos im Nordosten Brasiliens liegt, werden sie ebenso in anderen Regionen des Landes praktiziert.