Verschiedene Umweltschutzorganisationen wollen eine vom Senat genehmigte “Medida Provisória“ kippen. Vorgesehen ist in dieser ein Programm zur Modernisierung des Stromsektors, der auf fossilen Brennstoffen beruht und der Bau neuer Kohlekraftwerke.
Erst unlängst hat die brasilianische Regierung das Klimaschutzabkommen ratifiziert und sich unter anderem dazu verpflichtet, den Anteil der erneuerbaren Energien (außer Wasserkraft) bei der Strommatrix bis 2030 um mindestens 23 Prozent zu erhöhen. Stattdessen scheinen die Politiker eher auf Kohle setzen zu wollen, die im eigenen Land abgebaut werden soll.
Umweltschutzverbände sehen in den Plänen einen Rückschritt und fordern von Präsident Michel Temer ein Veto. Der hat allerdings schon vor Monaten deutlich gemacht, dass für ihn die Wirtschaft an erster Stelle steht.
Laut den Umweltschutzverbänden ist der Einsatz von Kohle im Energiesektor weltweit für 28 Prozent der Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Sie erinnern ebenso an den eingegangenen Kompromis Brasiliens zur Verringerung der Treibhausgase. Auch von der Brasilianischen Entwicklungsbank BNDS gibt es Gegenwind. Diese hat entschieden, künftig keine Kohlekraftwerke mehr zu finanzieren.
In einem offenen Schreiben prangern die Umweltverbände die Entscheidung der Senatoren an und verweisen ebenso auf die Luftverschmutzung, Auswirkungen auf die Gesundheit und den hohen Wasserverbrauch für die Abkühlung der Werke. Für das 340 MW-Kohlekraftwerk, das derzeit in Candiota im Süden des Landes entsteht, würde der Wasserverbrauch laut dem Schreiben einer Stadt mit 89.000 Einwohnern entsprechen.
Vorgesehen ist der Bau gleich mehrerer Kohlekraftwerke, die zwischen 2023 und 2027 ans Netz gehen sollen. Mit einem Modernisierungsprogramm sollen zudem ab 2023 die Emissionen um zehn Prozent der bereits vorhandenen Kohlekraftwerke verringert werden. Von den Umweltverbänden wird dies allerdings als viel zu gering eingestuft.
Laut dem brasilianischen Mineralkohleverband ABCM sind für die Durchsetzung der “Medida Provisória“ Investitionen in Höhe von fünf Milliarden Dollar notwendig, um alte Kohlekraftwerke zu durch neuere und effizientere zu ersetzen.