In Brasilien ist am Freitagmorgen mit einem Megaeinsatz der Bundespolizei ein Fleischskandal an die Öffentlichkeit gelangt. Aufgedeckt wurde mit der Operation “Carne Fraca” (Schwaches oder schlechtes Fleisch) ein Schema, bei dem staatliche Kontrolleure beim Verkauf von nicht für den Verzehr geeignetes Fleisch gegen Schmiergeldzahlung die Augen zugedrückt haben.
Zwei Jahre lang haben die Behörden ermittelt, bis sie am Freitag (17.) mit 1.100 Polizisten in sechs Bundesstaaten Brasiliens und dem Hauptstadtdistrikt dutzende Haft- und Durchsuchungsbefehle vollstreckt haben.
Etwa 40 Kühlhäuser und Fleischwarenhersteller sollen betroffen sein. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Für den Mittagstisch in Schulen wurde statt dem gekauften Truthahnfleisch Huhn geliefert. In einem anderen Fall sollen Schweineköpfe verbotenerweise in Würste verarbeitet worden sein.
Um das Fleisch frisch aussehen zu lassen und den Geruch nach Verdorbenem zu verdecken, sind in einzelnen Unternehmen teilweise Chemikalien verwendet worden, wie es heißt. In einem der abgehörten Telefongespräche gibt es die Anweisung, Produkte mit abgelaufenem Verfallsdatum zu verwenden. Aus einer anderen Abhörung geht das Austauschen von Etiketten hervor, um die bereits abgelaufene Ware für den Verkauf aufzufrischen.
Laut den Ermittlern laufen die Untersuchungen sowohl gegen kleinere Unternehmen als auch gegen Giganten des Fleischmarktes, wie die international tätigen JBS und BRF. Diese weisen die Vorwürfe zurück und verweisen auf strenge Kontrollen.
Landwirtschaftsminister Blairo Maggi wiegelt ab und spricht von Einzelfällen. Vom Landwirtschaftsministerium wurden dennoch umgehend 33 mutmaßlich in den Skandal verwickelte Mitarbeiter entlassen.
Brasilien gilt weltweit als zweitgrößter Fleischproduzent als größter Exporteur von Rind-, Schweinefleisch und Geflügel. Allein 2016 ist Fleisch im Wert von 14 Milliarden Dollar exportiert worden.