Brasilien will digital unabhängig werden. Am Donnerstag (4.) hat das südamerikanische Land einen Kommunikationssatelliten ins Weltall geschossen, den ersten, den es alleine betreiben wird. Er soll vor allem schnelleres Breitband-Internet in alle Winkel des gigantischen Landes bringen. Vorgesehen ist aber auch eine militärische Nutzung.
Bisher ist Brasilien bei der Breitbandtechnik via Satellit auf andere Länder und Privatanbieter angewiesen, von denen es einen Zugang lediglich gemietet hat. Mit dem Satélite Geoestacionário de Defesa e Comunicaöäoes Estratégicas“ (SGDC) soll sich das ändern. Es wird der erste Kommunikationssatellit sein, der ausschließlich von Brasilien betrieben und kontrolliert wird.
Präsident Michel Temer spricht von einer “Demokratisierung des digitalen Systems“. In größeren Städten ist der Zugang zum Internet zwar beinahe flächendeckend und einigermaßen stabil. Das gilt aber nicht für ländliche und abgelegene Regionen sowie kleinere Gemeinden. In großen Bereichen des Landes mit den kontinentalen Ausmaßen ist schlicht kein Internetempfang oder nur eine langsame Verbindung möglich.
Der in Französisch Guyana in die Umlaufbahn gebrachte Satellit soll diese Lücken schließen. Versprochen wird eine Abdeckung des gesamten Landesgebeites sowie von Bereichen des Atlantischen.
Der fünf Meter hohe und 5,8 Tonnen schwere Satellit wird in 36.000 Kilometern Höhe über einem bestimmten Punkt der Erde stationär positioniert. Gekostet hat er die Brasilianer 2,78 Milliarden Reais (umgerechnet derzeit etwa 818 Millionen Euro). Hergestellt wurde er in Frankreich.
Dort wurden auch dutzende brasilianische Techniker geschult, um den alleinigen Betrieb später zu bewerkstelligen. Der Beginn der militärischen Nutzung ist bereits für Mitte Juni vorgesehen. Das Breitband-Internet geht indes erst im September ans Netz.