Brasilianischen Tierärzten ist es gelungen, einen der größten Raubvögel der Welt in der zweiten Generation nachzuzüchten. Bei dem seltenen Tier handelt es sich um eine Harpyie, die vom Aussterben bedroht ist. Im Refúgio Biológico Bela Vista scheint es ihr allerdings zu gefallen. Dort leben derzeit 29 der gigantischen Greifvögel. Die meisten von ihnen sind dort geboren.
Die Geschichte beginnt mit den Großeltern des vor wenigen Tagen geschlüpften Harpyie-Kükens. Die sind 2005 vor dem illegaleln Tierhandel und in einem Kahlschlagsgebiet im Amazonas-Regenwald gerettet und ins Refugium bei den Wasserfällen von Foz do Iguaçu gebracht worden.
2009 sind ihre ersten Jungen zur Welt gekommen, darunter ein Weibchen, das nun im Alter von acht Jahren erstmals Eier gelegt hat. Weltweit gilt dies als Besonderheit, da die Vermehrung der Harpyien in Gefangenschaft in der zweiten Generation bisher nur in wenigen Zoos oder Volieren geglückt ist.
Im Refugium Bela Vista sind in den vergangenen zwölf Jahren insgesamt 31 Jungen der Harpia harpyia zur Welt gekommen. Der Erfolg ist einem speziellen Programm zu verdanken, mit dem der bis zu 90 Zentimeter hohe Greifvogel geschützt und sein Bestand vermehrt werden soll. Langfristiges Ziel ist die Aussiedlung der majestätischen Tiere in ihr natürliches Lebensumfeld.
Dort sind sie nur noch selten anzutreffen. Ihr Lebensraum sind der Amazonas-Regenwald und die Reste des Atlantischen Regenwaldes. Während sie im Amazonas-Regenwald vor allem durch die Machenschaften der Holz- und Agro-Mafia gefährdet sind, wird ihr Lebensraum im Atlantischen Regenwald durch die vorrückenden Siedlungen immer kleiner.
Die Harpyen sind beeindruckende Vögel und gelten als die schwersten und stärksten Falken des Planeten. Bis zu 2,5 Meter kann ihre Flügelspannweite betragen. Ihre Krallen messen bis zu neun Zentimeter, ähnlich wie die eines Braunbären.