Altpräsident Luiz Inácio Lula da Silva hat am Mittwoch (10.) vor Gericht in der südbrasilianischen Stadt Curitiba alle Korruptionsvorwürfe abgestritten und seine Unschuld beteuert. Stattdessen sinnt er auf ein politisches Comeback, wie er nach der fünfstündigen Anhörung bei einer Kundgebung mit anschließendem Bad in der Menge beteuert hat.
Es sollte ein denkwürdiger Tag werden. Ganz so denkwürdig war er dann doch nicht. Zuerst hatten Gegner und Befürworter Lulas zu Demonstrationen aufgerufen. Aus Angst vor einer Eskalation haben Richter Sérgio Moro und Lula kurz vorher jedoch dazu aufgerufen, nicht zu Protesten nach Curitiba zu reisen. Die Zahl der Demonstranten lag jedenfalls weit unter den Erwartungen.
Eine kleine Gruppe von Gegnern hatte sich am Oscar Niemeyer Museum versammelt. Am Platz Santos Andrade warteten hingegen zwischen 6.000 und 15.000 Anhänger der Arbeiterpartei und des Ex-Präsidenten. Dorthin ist Lula nach den Aussagen vor Richter Sérgio Moro gefahren.
Schon im Vorfeld waren Sicherheitskräfte aktiv und haben Bewohner rund um das Justizgebäude sowie Journalisten akreditiert. Wer am Mittwoch in die Nähe des Gerichts gelangen wollte, hatte Pech. In einem Radius von 150 Metern war alles gesperrt. Nur Anwohner mit Ausweis und Wohnnachweis durften sich dort bewegen. Im Einsatz waren 3.000 Sicherheitskräfte.
Auch im Gericht selbst war keine Presse zugelassen. Diese hat erst im Anschluß an die Verhandlung die aufgenommenen Videoaufzeichnungen mit den Aussagen Lulas erhalten. Darauf streitet dieser die Vorwürfe ab, von der Baufirma OAS 3,7 Millionen Reais Schmiergelder verdeckt erhalten zu haben, in Form von einer Überlassung eines Luxusapartments, Reparaturarbeiten und der Bereitstellung eines Lagers.
Den ihn beschuldigenden Kronzeugen wirft der 71-Jährige hingegen vor, mit ihren Aussagen und Anschuldigungen lediglich den Kopf aus der Schlinge ziehen zu wollen.
Ein richterliches Ergebnis wird im Juni erwartet. Lula muss sich allerdings bei mehreren Prozessen verantworten, bei denen ihm Korruption und Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Skandal um den Energiekonzern Petrobras vorgeworfen werden.