Eigentlich hat sich Brasilien beim Klimaabkommen in Paris zur Aufforstung von 12 Millionen Hektar verpflichtet. Stattdessen wird abgeholzt. Allein im Atlantischen Regenwald sind die Rodungsflächen zwischen 2015 und 2016 um 57,7 Prozent gestiegen. Der Atlantische Regenwald ist eins der artenreichten Biome der Welt und eins der am stärksten bedrohten.
Zwischen 2015 und 2016 wurde so viel abgeholzt wie seit zehn Jahren nicht mehr. Insgesamt waren es knapp 291 Quadratkilometer, während die Kahlschlagsflächen 2014/2015 etwa 184 Quadratkilometer betragen haben. In Anbetracht dessen, dass nur noch zwölf Prozent der einstigen Fläche des Atlantischen Regenwaldes übrig sind, sind die neuesten Ergebnisse besonders erschütternd.
Die alarmierenden Zahlen stammen aus dem ”Atlas da Mata Atlântica”, der von der Stiftung SOS Mata Atlântica und dem Raumforschungsinstitut Inpe erarbeitet und vorgelegt wurde. Nach diesem sind in allen 17 Bundesstaaten, in denen der Küstenregenwald vorkommt, die Kettensägen zu hören gewesen.
Gleich mehr als verdoppelt wurden die Kahlschlagsflächen im Bundesstaat Bahia. Der steht mit 12.288 Hektar an der Spitze der traurigen Bilanz. Gefolgt wird er von Minas Gerais mit 7.410 Hektar und Paraná mit 3.453 Hektar.
Während in Bahia vor allem Landwirtschaft und intensive Rinderhaltung für die Zerstörung des Regenwaldes verantwortlicht gemacht werden, ist es in Minas Gerais die Holzkohleproduktion.
Verdrängt wird das einzigartige Biom aber auch durch den Anbau von Eukalyptusplantagen. Im Bundesstaat São Paulo wird hingegen ein Teil der 698 zerstörten Hektar Wald auf Stürme und andere natürliche Ereignisse zurückgeführt.
Vertreter der Organisation SOS Mata Atlântica sprechen von einem gewaltigen Rückschritt. Dass einmal mehr verschiedene Bewirtschaftungssektoren die Reste des Atlantischen Regenwaldes zurückdrängen führt Mario Mantovani von SOS Mata Atlântica unter anderem auf die in den vergangenen Jahren vorgenommen Aufweichungen des Umweltschutzgesetzes ”Código Florestal” zurück.