In Brasilien nimmt die Armut wieder zu. Nach einem Jahrzehnt der Reduzierung wird seit zwei Jahren eine steigende Zahl von Menschen registriert, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Gestiegen ist diese um 5,9 Millionen Männer, Frauen und Kinder, wie aus einer Studie des Centro de Políticas Sociais der Fundação Getúlio Vargas (FGV Social) hervorgeht.
Mit großen Anstrengungen hatte es Brasilien unter der Regierung Luiz Inácio Lula da Silvas und Dilma Rousseffs geschafft, Millionen Familien von der Armut zu befreien und den Prozentsatz von 25 im Jahr 2004 auf 8,4 Prozent zu senken.
Durch die anhaltende Wirtschaftskrise rutschen viele aus den unteren Einkommensklassen nun jedoch wieder ab. Verantwortlich gemacht werden dafür vor allem die Inflation und die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit.
Nach den Berechnungen des FGV Social ist die Zahl der von der Armut betroffenen Brasilianern im Jahr 2016 auf 11,2 Prozent angestiegen. Als Grenze wird dabei ein Einkommen von 230 Reais (umgerechnet derzeit etwa 63 Euro) im Monat und pro Familienmitglied angenommen.
Gesunken ist im gleichen Zeitraum das durchschnittliche Realeinkommen. Das hat vor allem durch die Inflation an Wert verloren. Die lag 2015 bei 10,67 Prozent und 2016 bei 6,29 Prozent. Während sie schwächer wird und im Mai dieses Jahres mit 3,6 Prozent angegeben wurde, gibt es bei der steigenden Zahl der Arbeitslosen bisher keine Entwarnung.
Sie hat im vergangenen Jahr 13,7 Prozent der brasilianischen Arbeitnehmer betroffen. Derzeit liegt sie mit 13,6 Prozent jedoch kaum merklich darunter.
Gestiegen ist im ersten Vierteljahr 2017 immerhin wieder das Bruttoinlandsprodukt. Das wird von Experten allerdings weniger auf eine Ankurbelung der Wirtschaft zurückgeführt, als vielmehr auf die eingefahrene Superernte und die gestiegenen Exportzahlen.