Erstmals haben sich am Sonntag (2.) die Bewohner von 47 Favelas an der Copacabana vereint, um gemeinsam für den Frieden zu demonstrieren. Voraus gegangen war dem eine Woche mit über 200 Schußwechseln in der Großraumregion Rio de Janeiros, bei denen es etliche Verletzte und Tote gegeben hat.
Die schockierenden Nachrichten über die Schußwechsel in den Randgebieten reißen nicht ab. In Mangueira ist eine 77-Jährige von vier Kugeln getroffen worden. Ihre 42-jährige Tochter wollte ihr helfen und hat ebense eine Schußverletzung erlitten.
Beide sind ums Leben gekommen. Am Mittwoch erlag ein 38-Jähriger seinen Verletzungen durch Splitter einer von den Drogenbanden gegen die Polizei geworfenen Handgranate. Am Freitag wurde eine Hochschwangere angeschossen. Die Kugel hat ihr Baby in ihrem Bauch schwerst verletzt. Beide kämpfen auf der Intensivstation ums Überleben.
Immer wieder kommt es auch zu Unterrichtsausfällen, weil sich auf den Straßen konkurrierende Banden einen Kampf liefern und auch weil sie gegen patroullierende Polizisten das Feuer eröffnen. Nicht weniger gefährlich sind ebenso Polizeieinsätze.
Die Favelabewohner fühlen sich vom Staat verlassen. In ihren Augen haben die vor Jahren eingerichteten „Unidades de Polícia Pacificadora“ (Stationen der Friedenspolizei) die Situation nicht verbessert, sondern die Gewalt noch erhöht.
In vielen Favelas gibt es immer wieder Demonstrationen gegen die Gewalt und für den Frieden. Jetzt haben sich die Bewohner verschiedenster Favelas allerdings erstmals zum “Encontro de Favelas pela Paz no Rio“ (Treffen der Favelas für den Frieden in Rio) zusammengeschlossen.
Gemeinsam sind sie mit gelben T-Shirts, dem Aufdruck einer Friedenstaube und Transparente mit Hilferufen hochhaltend vor dem Luxushotel Copacabana Palace marschiert. Gegründet haben sie ebenso ein Forum zur Sicherheit und sozialer Entwicklung der Favelas.