Brasilien verabschiedet sich von einer schillernden Persönlichkeit. Am Montagabend (4.) ist die Sängerin und Schauspielerin Rogéria im Alter von 74 Jahren verstorben.
Sie war Brasiliens berühmtester und auch beliebtester Travestie. Sie selbst nannte sich “Travesti da família brasileira“ (Travestie der brasilianischen Familie).
Geboren wurde Rogéria im Mai 1943 als Astolfo Barroso Pinto. Schon als Jugendlicher hat sie aber angefangen, Kleider zu tragen, sich zu schminken und ihre Frisur zu einer blonden Mähne wachsen zu lassen – zu einer Zeit, als das Thema Transgender ein absolutes Tabu war.
Leicht hatte es Rogéria nicht. Als Schminkerin hat sie in den 60er Jahren bei einem Fernsehsender Rio de Janeiros angefangen.
Während der Militärdiktatur hat sie die Welt bereist. In Paris ist sie dabei im “Carrousel“ als Travestie-Star aufgetreten (1971-1973). Zurück in Brasilien brillierte sie in Kinofilmen und in den in dem südamerikanischen Land so beliebten Novelas. Rogéria sang, tanzte, spielte Theater und begeisterte auch fernab der Bühnen ihre Fans mit ihrem Charme und Humor.
Sie stellte aber auch das Genderthema in Frage. In Interviews verriet sie, dass sie es mag, beide Persönlichkeiten zu leben, die des Astolfo und die der Rógeria. “Nie im Leben habe ich daran gedacht, eine Frau zu sein“, sagte sie bei einer anderen Gelegenheit.
Immer elegant, gut gelaunt und auf freundliche Weise schlagfertig, hat sie die Menschen in ihren Bann gezogen. Rogéria ist am Montagabend in einem Krankenhaus in Rio de Janeiro an einer generalisierten Infektion gestorben, nachdem sie bereits im Juli wegen einer Harnwegsinfektion stationär behandelt werden musste.