Tag Amazoniens nur Dekoration?

Der Amazonas-Regenwald gilt als eins der artenreichsten Biome der Welt. Er ist allerdings auch extrem bedroht. Deutlich wurde dies auch an seinem Ehrentag, dem ”Dia da Amazônia”. An dem wurden ebenso kritische Stimmen laut, die auf die anhaltende Zerstörung des größten Regenwaldes der Welt und die Bedrohungen durch die Regierung Brasiliens hingewiesen haben.

Amazonien – Foto: Luciana-Macedo/FotosPublicas

Begangen wird der Tag Amazoniens am 5. September, in Erinnerung an den Tag der offiziellen Gründung der Provinz Amazonas. Umweltschützer, Experten und Forscher sprechen angesichts der fortschreitenden Zerstörung und Bedrohungen von einem ”dekorativen“ Datum. Zum Feiern gibt es ihrer Meinung nach nicht viel, auch wenn die grüne Lunge des Planeten herausragende Daten aufweist.

Nach Studien des WWF beherbergt der der Amazonas-Regenwald etwa 40.000 Pflanzenarten. Enorm ist die Vielalt ebenso bei der Tierwelt. Bisher wissenschaftlich erfasst sind 427 Säugetierarten, 1.294 Vogelarten, 378 Reptilienarten, 400 Amphibienarten und 3.000 Süßwasserfische.

Allein damit steht er weltweit schon mit an der Spitze. Hinzu kommen über 100.000 wirbellose Tiere, zu denen auch die Insekten zählen.

Das Geheimnis des Amazonas-Regenwaldes ist allerdings längst noch nicht gelüftet. Jährlich entdecken die Forscher dutzende bisher unbekannter Tier- und Pflanzenarten. Viele von ihnen sind bei ihrer Entdeckung jedoch schon vom Aussterben bedroht. Manche werden vielleicht nie erforscht werden, weil sie vorher durch Abholzung und Bergbau vielleicht schon für immer verschwinden.

Auch wenn sich Brasilien beim Weltklimagipfel zu einer “Null-Abholzung“ verpflichtet hat, fressen sich die Kettensägen weiterhin ungebremst in den größten Regenwald der Welt hinein. Von der momentanen Regierung Brasiliens gehen zudem Signale in die falsche Richtung aus.

Die Umweltgesetze sollen weiter aufgeweicht werden. Schutzgebiete laufen Gefahr im Prol der intensiven Landwirtschaft verkleinert zu werden. Gesetzesänderungen sehen die Legalisierung von bis 2011 illegal abgeforsteten und besetzten Flächen vor. Einen Aufschrei hat auch die Auflösung des Kupferreservats (Renca) zu Gunsten des Bergbaus verursacht.

Angesichts der Zunahme der Kahlschläge im vergangenen Jahr um beinahe 30 Prozent will Norwegen zudem weniger in den “Fundo da Amazônia” einzahlen. Angekündigt hat das skandinavische Land Kürzungen von etwa 196 Millionen Reais. Spezialisten sprechen in dem Zusammenhang von “gigantischen“, langfristigen Folgen für den Regenwald.

Finanziert werden mit dem Amazonas-Fonds Projekte verschiedener Einrichtungen zum Schutz des Regenwaldes. Norwegen ist dabei der größte Einzahler. Mit den Kürzungen werden deshalb wohl auch einige der Projekte abspecken oder eingestellt werden müssen.

Befürchtet wird durch die Abholzung auch ein Verwüstungsprozess. Jüngste Studien zeichnen ein Szenarium, nach dem der Regenwald in nur wenigen Jahrzehnten zur Wüste werden könnte. Dies könnte selbst ohne die Auswirkungen des Klimawandels geschehen, so einige Experten. Durch die Abhholzungen werden Erosionen gefördert.

Sie wirken sich ebenso auf das regionale Klima aus und trage zu länger anhaltenden Dürren bei, durch die wiederum die Brandgefahr steigt.

Betroffen ist aber ebenso das kontinentale Klima. Täglich produziert ein Regenwaldbaum in etwa 500 Liter Wasser, die an die Atmosphäre abgegeben werden. Sie bilden die sogenannten “rios voadores“ (fliegende Flüsse).

Sie spielen für die Niederschläge im zentralen Westen und Südosten Brasiliens eine große Rolle. Etliche Experten führen die große Dürre im Jahr 2015 in dieser Region auf die Kahlschläge und die damit einhergehenden Klimaänderungen zurück.

Für die Abholzung wird nicht nur die Holzmafia verantwortlich gemacht. An erster Stelle rangiert mittlerweile vielmehr die intensive Landwirtschaft. Laut Daten des WWF dienen 70 Prozent der kahlgeschlagenen Flächen als Weiden. An zweiter Stelle steht der Bergbau.

Kritisiert wird von Experten und Umweltschützern, dass es keine tatsächliche Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft in der Amazonas-Region gibt. Sie fordern einen Dialog und neue Wege. Stattdessen wird die Wirtschaftskrise jedoch verwendet, um Gesetze durchzusetzen, die den Regenwald mit all seinem natürlichen Reichtum bedrohen.

Auch darauf wurde am Tag Amazoniens hingewiesen. Mit dem Datum erhält die grüne Lunge des Planeten zumindest ein wenig Aufmerksamkeit, wird der Amazonas-Regenwald mit seinem enormen, natürlichen Reichtum gefeiert und werden ebenso seine Bedrohungen angeprangert.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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