Spezialisten sagen, Brasilien ist nicht vorbereitet für einen Umstieg vom Auto aufs Fahrrad und die öffentlichen Verkehrsmittel. Dass dies dennoch wichtige Alternativen sind, darauf wurde am “autofreien Tag“ verwiesen. Aus dessem Anlass gab es diverse Aktionen und sind in mehreren Metropolen des südamerikanischen Landes Straßen gesperrt worden.
Auch im Zentrum São Paulos hatten am Freitag (22.) auf etlichen Straßen Fußgänger und Radfahrer Vorfahrt. Die Megametropole gilt als Hauptstadt der Staus. In ihr steigt die Zahl der neu zugelassenen Autos stärker als die neuer Einwohner. Mit 48 Prozent hat 2015 knapp die Hälfte aller Paulistanos täglich mindestens zwei Stunden in den rollenden Blechlawinen verbracht.
Auf die öffentlichen Verkehrsmittel auszuweichen, ist für viele keine wirkliche Alternative. Abgesehen davon, dass das Metrosystem nur etwas mehr als 80 Kilometer umfasst, befördert es täglich 4,6 Millionen Menschen. Zu den Stoßzeiten wird es da eng. Ähnlich sieht es beim Bussystem aus.
Ausgeprägte Radwegenetze bieten nur wenige Städte. In ganz Brasilien gibt es laut dem Portal “Mobilize“ 2.500 Kilometer Radwege. Angesichts der Größe des Landes ist das verschwindend wenig. Dem gegenüber stehen zudem 1,7 Milllionen Kilometer Straßen. In São Paulo sind mittlerweile immerhin knapp 500 Kilometer den Radfahrern gewidmet. Ein System mit Leihfahrrädern gibt es bisher lediglich in 21 der über 5.000 Städte Brasiliens.
Nicht kommerzielle Mitfahrgelegenheiten oder Carsharing stecken ebenso noch in den Kinderschuhen. In Fortaleza ist erst unlängst ein Carsharing mit Elektroautos eingerichtet worden. Über soziale Netzwerke und Apps werden Mitfahrgelegenheiten angeboten. Noch ist der Privatwagen in Brasilien aber ein Statussymbol. Auch das trägt zur Verstopfung der Städte bei.
Experten sind sich deshalb einig, dass es in Sachen Mobilität noch einiges zu tun gibt, das gilt sowohl auf politischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene.