In Brasilien wird es künftig schwieriger sein, sklavenähnliche Arbeit und Zwangsarbeit zu bekämpfen. Schuld ist eine Direktive der Regierung Michel Temers. Mit dem wird der Nachweis sklavenähnlicher Arbeitsverhältnisse nahezu unmöglich, sagen Kritiker und Menschenrechtsorganisationen. Gefeiert werden die Veränderungen hingegen von der Agrarlobby.
Anzutreffen ist die moderne Sklaverei in Brasiliein vor allem in der Landwirtschaft bei Großgrundbesitzern, in der Textilindustrie und ebenso im Baugewerbe.
Oft müssen die “versklavten“ Arbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und sind verschuldet. Letzteres wird vor allem in abgelegenen Regionen durch den Kauf überteuerter Lebensmittel, Werkzeuge und Miete erzwungen.
Mit den zusätzlichen, am Montag (16.) veröffentlichten Regeln wird es künftig schwierig sein, sklavenähnliche Verhältnisse tatsächlich zu beweisen. Nachgewiesen werden muss nun unter anderem, dass die Betroffen unter Bedrohungen zur Arbeit gezwungen wurden, dass sie mit Waffengewalt am Verlassen des Ortes gehindert wurden und ihre Ausweise eingezogen wurden.
Verlangt werden aussagekräftige Beweise und ebenso ein offizieller Polizeibericht. Davon, dass die Arbeiter eine Anzeige bei den Polizeibehörden erstatten werden, ist angesichts von gängigen Einschüchterungen und mangels Vertrauen in die Polizei nicht auszugehen.
Praktisch ausgesetzt wurde ebenso ein anderes wichtiges Instrument: die “lista suja“. In der Schmutzliste werden die Namen der Betriebe veröffentlicht, bei denen sklavenähnliche Verhältnisse nachgewiesen wurden.
Künftig entscheidet jedoch der Arbeitsminister wer und ob Betriebe überhaupt in die Schmutzliste gelangen.
Vorausgegangen sind der Diretive weitere Rückschläge im Kampf gegen menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse. Nach extremen Kürzungen der Finanzmittel der Aufsichtsbehörde sind Kontrollen kaum mehr möglich.
Wurden 2015 noch 155 Untersuchungen durchgeführt, sind es 2017 bisher lediglich 18 gewesen. Vor wenigen Tagen wurde zudem der Koordinator der Kontrollbehörde zur Ausmerzung der Sklavenarbeit entlassen, nachdem er die Reduzierungen kritisiert hatte.
Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen und auch das Staatsministerium sprechen von schweren Verletzungen der Menschenrechte und des von Brasilien unterzeichneten Abkommens der International Labour Organization (ILO) der Vereinten Nationen. Das Staatsministerium hat Schritte gegen den Erlass angekündigt.