Bis 2015 wollte Brasilien die Kinderarbeit ausmerzen. Davon ist es weit entfernt. 2016 haben laut dem neuesten Bericht des brasilianischen Statistikamtes IBGE 1,8 Millionen Jungen und Mädchen zwischen fünf und 17Jahren gearbeitet. Das entspricht in etwa 4,6 Prozent der 40,1 Millionen Kinder und Jugendlichen Brasiliens.
Per Gesetz ist in Brasilien für Kinder zwischen fünf und 13 Jahren jegliche Arbeit verboten. Trotzdem gehen etwa190.000 Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe einer Arbeit nach. Die meisten von ihnen (74 Prozent) erhalten dafür kein Entgelt. Als Grund dafür wird angegeben, dass sie ihren Familien helfen. Das geschieht vor allem auf den Feldern, in Köhlereien und bei der Tabakverarbeitung.
Für die Altersgruppe der 14- bis 17-Jährigen gibt es theoretisch spezielle Regeln und Verträge. Doch auch sie werden oft nicht eingehalten. Etwa 22 Prozent von ihnen erhalten zudem keine Bezahlung für ihre geleistete Arbeit.
Tätig sind sie vor allem im Handwerk, Dienstleistungsbereich, der Industrie, dem Bauwesen und dem Transportbereich. Hinzu kommen ebenso der Drogenhandel und die sexuelle Ausbeute. Der Anteil der “aprendizes“, Lehrlinge, ist mit gerade einmal zehn Prozent hingegen sehr gering.
Deutlich wird mit den vorgelegten Zahlen einmal mehr ein großes soziales Problem. Knapp zwei Drittel (64,1 Prozent) der minderjährigen Arbeiter sind Schwarze oder Mischlinge. Von den 16- bis 17-Jährigen gehen zudem 25 Prozent nicht mehr in die Schule. Aber auch diejenigen, die die Schulbank drücken und arbeiten sind benachteiligt.
Sie weisen häufig schlechtere Leistungen auf. Andere Studien zeigen indes, dass eine schlechte oder geringe Schulausbildung sich auf dem Arbeitsmarkt später drastisch auswirkt. Wer den “ensino médio“ (Mittelschule) nicht abschließt erhält beinahe 20 Prozent weniger Einkommen. Gefördert wird damit die in Brasilien enorme Schere zwischen Arm und Reich.