Zwischen Heiligabend und Aschermittwoch steigt in Brasilien die Zahl der Kaiserschnitte. Mit Kampagnen soll dem entgegen gewirkt werden.
Sie sind Teil eines staatlichen Programmes zur Reduzierung der in Brasilien extrem hohen Rate von chirurgischen Eingriffen bei Geburten.
In keinem anderen Land kommen so viele Babys mit Kaiserschnitt zur Welt wie in Brasilien. Laut Gesundheits-Ministerium ist das in öffentlichen Krankenhäuser bei 40 Prozent der Geburten der Fall.
In privaten Krankenhäusern sind es hingegen alarmierende 84,6 Prozent. Damit sind von den etwa drei Millionen Neugeborenen durchschnittlich 55 Prozent der Geburten mit einem chirurgischen Eingriff geschehen.
Von der Weltgesundheitsbehörde WHO heißt es, dass eine Rate von über zehn Prozent nicht mehr zur Reduzierung der Mütter- und Kindersterblichkeit beiträgt.
Abgesehen von den Risiken des Kaiserschnitts für Mutter und Kind liegt die Rate nach den Kriterien der WHO in Brasilien allerdings zwischen 25 und 30 Prozent.
2015 wurde deshalb zur Reduzierung der nicht notwendigen chirurgischen Eingriffe ein Programm aufgelegt. Das beinhaltet in Werbespots und Posts in sozialen Netzwerken unter anderem Informationen über die natürliche Geburt und über die Risiken eines Kaiserschnitts.
Aufklärungsarbeit und Schulungen gibt es ebenso für Pflegepersonal und Ärzte der Krankenhäuser. Seit 2016 erhalten Schwangere zudem Auskunft darüber, wie hoch die jeweilige Kaiserschnittsrate der Ärzte ist.
Die Schnittentbindung kommt oft aus Bequemlichkeit zum Einsatz, aus Angst vor Schmerzen und um Wunschdaten zu erfüllen.
Feiertage wie Weihnachten, Sylvester und selbst der Karneval werden dabei häufig bewusst umgangen. Rodrigo Aguiar von der Gesundheitsbehörde ANS spricht in dem Zusammenhang von einer Tendenz, die Geburt mit Hilfe eines Kaiserschnitts um ein bis zwei Wochen vorzuverlegen.
Mit dem aufgelegten Programm konnte bereits eine leichte Senkung der Kaiserschnittsrate um 1,5 Prozent erreicht werden. Ein wesentlich größerer Erfolg wurde hingegen bei den 36 Krankenhäusern erzielt, die Teil einses Projektes der ANS sind.
Bei ihnen ist die Zahl der natürlichen Geburten um 76 Prozent gestiegen. Vermieden wurden damit 10.000 Kaiserschnitte. Gleichzeitig ist auch die Behandlung von Neugeborenen in Intensivstationen gesunken (von 86.000 auf 69.000). Jetzt soll das Projekt auf 136 Krankenhäuser erweitert werden.